Österreichischer Milliardär Benko Der Herr über Wolkenkratzer, Kaufhäuser - und jetzt auch Zeitungen

René Benko ist mit Immobilien und Handelsfirmen zum Milliardär aufgestiegen. Jetzt kauft er sich beim "Kurier" und der "Kronen Zeitung" ein - und wird zum Verleger. Welches Ziel verfolgt der Tiroler Unternehmer?
René Benko

René Benko

Foto: HANDOUT / Reuters

Wenn Milliardäre, die mit dem Mediengeschäft bislang nichts zu tun hatten, plötzlich eine Zeitung kaufen, wittern manche eine Gefahr für den Journalismus. So auch in diesen Tagen in Österreich: Der österreichische Unternehmer René Benko übernimmt mit seiner Signa Holding in Wien von der Funke Mediengruppe einen 49-prozentigen Anteil an deren WAZ Ausland Holding GmbH.

Damit ist Benko, sobald die Wettbewerbsbehörden die Beteiligung genehmigt haben, Mitverleger zweier Zeitungen in Österreich und einer der einflussreichsten Akteure auf dem österreichischen Medienmarkt: Mit 24,5 Prozent ist er künftig an der "Kronen Zeitung" beteiligt und mit 24,2 Prozent am "Kurier".

René Benko, erst 41 Jahre alt und Selfmademilliardär aus Tirol, ist ein Phänomen: Mit 17 Jahren half der gebürtige Innsbrucker einem Geschäftsmann, verstaubte Dachböden zu Luxusapartments umzubauen.

Das nahm so viel Zeit in Anspruch, dass er zum Entsetzen seiner Eltern, einem Gemeindebeamten und einer Kindergärtnerin, nicht zum Abitur zugelassen wurde. Benko machte sich mit 22 Jahren selbstständig und gründete Ende 1999 die Firma Immofina, die 2006 zu Signa wurde.

Benko genießt das Vertrauen der Investoren

Sein Talent, Menschen von sich zu überzeugen, half ihm dabei, finanzkräftige Investoren für sich einzunehmen. 2001 investierte ein Tankstellenerbe 26 Millionen Euro in Benkos junge Firma. Benko kaufte in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol, an dem zuvor etliche Investoren gescheitert waren. Mit dem britischen Stararchitekten David Chipperfield baute er es zu einer Shopping Mall um - mit Erfolg.

Im Laufe der Jahre vertrauten ihm immer mehr Milliardäre und Investmentbanken ihr Geld an, denn Benko erwies sich mit seinen Immobiliengeschäften in Toplagen als gut rechnender Geldvermehrer.

Von 2012 an begann er mit der Übernahme der kriselnden Kaufhauskette Karstadt, die er, zum Erstaunen von Fachleuten, vor der Pleite rettete. Kurz zuvor war er zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil er über einen Berater versucht hatte, ein Steuerverfahren in Italien zu beeinflussen. Das Urteil wurde 2014 vom Obersten Gerichtshof in Wien bestätigt, aber es schmälerte das Vertrauen der Investoren in Benkos Fähigkeiten nicht.

"Handel, Information, Unterhaltung, lassen sich schon heute nicht mehr trennen"

In diesem Jahr machte Benko weitere Schlagzeilen.

  • Im Februar wurde bekannt, dass er in Hamburg einen 235 Meter hohen Wolkenkratzer bauen lassen will, den "Elbtower", neben der Elbphilharmonie ein künftiges Wahrzeichen der Stadt.
  • Im Juni wurde gemeldet, dass er die angeschlagene österreichische Möbelkette Kika/Leiner kauft, um sie zu einem Luxuskaufhaus umzubauen.
  • Vor ein paar Wochen gelang ihm die Übernahme der Kaufhof-Kette, die er mit Karstadt zu einem Warenhauskonzern fusionieren will.

Und nun auch noch Verleger, wie er Anfang der Woche verkündete. Das Massenblatt "Kronen Zeitung" ist mit knapp 740.000 Exemplaren täglich die auflagenstärkste Zeitung in Österreich und erreicht etwa 2,5 Millionen Menschen. Das Blatt erreicht etwa ein Drittel der Bevölkerung in Österreich und ist entsprechend einflussreich.

Beim "Kurier" wurde kürzlich der als zu liberal geltende Chefredakteur Helmut Brandstätter abgelöst. Seither fährt die Zeitung einen spürbar regierungsfreundlicheren Kurs.

Beobachter fürchten, Benko könnte beide Blätter zu Marketingmaschinen für seine Geschäfte machen. Man müsse die Inhalte beider Zeitungen genau beobachten und schauen, ob sie sich "zu PR-Veranstaltungen für Benko-Produkte verändern", wie es ein Beobachter formuliert.

Benko selbst sagte dazu: "Die Digitalisierung löst die Grenzen zwischen traditionellen Geschäftsmodellen auf. Handel, Information und Unterhaltung, aber auch das Wohnen und die moderne Welt der Arbeit - diese Bereiche lassen sich schon heute nicht mehr trennen." Er investiere deshalb "strategisch in Geschäftsmodelle, die breite Konsumentenschichten mit außergewöhnlichen Produkten und Leistungen überzeugen".

Parteipolitisch lässt Benko sich nicht verorten

Über den Preis für die Beteiligung wurde nichts gesagt, in der Branche ist von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag die Rede - ein Klacks für Benko, dessen Vermögen auf 3,8 Milliarden Euro taxiert wird. Derzeit steht er dem Wirtschaftsmagazin "Trend" zufolge auf Platz acht der reichsten Menschen in Österreich.

"Wir gehen davon aus, dass Benko seinen Anteil früher oder später erhöhen wird", sagt ein Insider. "Benko hat noch nie etwas gemacht, wo er am Ende nicht das Sagen hatte. Seine Kriegskasse ist gut gefüllt, die Investoren überhäufen ihn geradezu mit Geld."

Der Funke Mediengruppe komme das Engagement Benkos gerade recht, sie streitet seit Jahren mit der "Krone"-Verlegerfamilie Dichand über den Kurs der Zeitung und möchte sich aus Österreich zurückziehen.

Ein anderer Insider sagt, er rechne damit, dass die Berichterstattung "künftig noch stärker im Sinne der Regierung" sein werde. "Benko ist ein Förderer von Bundeskanzler Sebastian Kurz, und Kurz wiederum hat Benko die eine oder andere Tür geöffnet, zum Beispiel bei Geschäftsanbahnungen in den Arabischen Emiraten oder bei der Kika/Leiner-Übernahme."

Parteipolitisch lässt sich Benko jedoch nicht verorten. Zwar gehört er zum "inneren Kreis" von Kurz und berät ihn in Wirtschaftsfragen. Er arbeitet aber auch mit Politikern anderer Parteien zusammen, wie dem früheren Bundeskanzler und SPÖ-Politiker Alfred Gusenbauer, der jetzt als Berater und Lobbyist der Bau- und Finanzbranche tätig ist - Hauptsache, die Gesprächspartner nützen seinen Geschäften.

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