Wirtschaftsminister in Wilhelmshaven »Schaffen, was eigentlich in Deutschland unmöglich ist«

Habeck in Wilhelmshaven: Vereinbarungen für neue LNG-Anlagen unterzeichnet
Foto: Sina Schuldt / dpaBundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat das schnelle Vorgehen bei der Errichtung des schwimmenden LNG-Terminals noch einmal verteidigt.
»Wir haben eine gute Chance, das zu schaffen, was eigentlich in Deutschland unmöglich ist: Innerhalb von etwa zehn Monaten ein LNG-Terminal zu errichten und es anzuschließen an die deutsche Gasversorgung«, sagte der Grünenpolitiker, der zur Feier anlässlich des ersten Rammschlags nach Wilhelmshaven gereist ist.
Minister drängt auf beschleunigte Energiewende
Die geplante Infrastruktur sei auch darauf ausgelegt, in Zukunft Lieferungen von grünem Wasserstoff anzunehmen. »Eine beschleunigte Energiewende ist das A und O für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung«, sagte er.
Habeck forderte zugleich eine Verdreifachung der Geschwindigkeit beim Ausbau der Erneuerbaren. »Nur wenn wir dies neben dem Aufbau von Infrastruktur für LNG mitdenken, kann Versorgungssicherheit nachhaltig gewährleistet werden.« Hierin könnte ein Annäherungsversuch des Politikers an Kritiker des Projekts gesehen werden.
So hatte insbesondere die Deutsche Umwelthilfe das neue Terminal angegriffen – und einen sofortigen Baustopp verlangt. Mit dem Bau drohe die unumkehrbare Zerstörung eines Unterwasserbiotops, außerdem würden Schweinswale gefährdet, teilte die Umweltschutzorganisation mit . Die Umwelthilfe legte nach eigenen Angaben Widerspruch gegen den Bescheid des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ein.
Angesichts dessen hatte Habeck bereits am Abend vor Klagen gegen den beschleunigten Bau gewarnt. Im Sender RTL sagte er in Richtung der Umwelthilfe: »Im Zweifelsfall bringt uns eure Klage in größere Abhängigkeit von Putin.«
Noch bezieht – Stand Mitte April – Deutschland etwa 35 Prozent seines Bedarfs an Gas aus Russland. Seit Wochen versucht die Bundesregierung sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, unter anderem wurde der Bezug aus Norwegen und den Niederlanden erhöht.
150 Stahlpfähle sollen in den Meeresboden gerammt werden

Blick auf die Baustelle des künftigen Anlegers in Wilhelmshaven
Foto:Sina Schuldt / dpa
Gas gilt in den Augen der Bundesregierung als Brückentechnologie, um die Wende hin zu rein erneuerbaren Energien zu schaffen. Damit auch in großem Stile Flüssiggas etwa aus den USA oder Katar importiert werden kann, müssen laut Regierung jedoch auch neue Entladestationen entstehen – wie das in Wilhelmshaven geplante Terminal.
Bei dem Besuch in Wilhelmshaven unterzeichnete Habeck für den Bund mit Niedersachsen zudem eine Absichtserklärung zum Ausbau der LNG-Infrastruktur – genauso wie Verträge, um schwimmende LNG-Terminals zu mieten. Laut Habeck sollen bis zum Jahreswechsel vier sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU) in Deutschland Flüssiggaslieferungen annehmen und ins Netz einspeisen können.
Die Einheiten benötigen jeweils einen Anleger, wie den, der nun in Wilhelmshaven entsteht. Für die rund 370 Meter lange Anlage müssen 150 Stahlpfähle mit einer Länge von 50 Metern in den Meeresboden gerammt werden. Neben dem schwimmenden Terminal in Wilhelmshaven ist im niedersächsischen Stade auch der Bau eines regulären LNG-Terminals geplant. Ein weiteres soll in Brunsbüttel entstehen.