Rocket Internet Oliver Samwer strapaziert die Geduld der Anleger

Die Verluste der Rocket-Beteiligungen werden geringer, zugleich verlieren die wichtigsten Umsatzbringer aber auch an Schwung. Weitere Börsengänge wird es wohl nicht vor 2017 geben, sagt Oliver Samwer.
Oliver Samwer

Oliver Samwer

Foto: Tobias Hase/ dpa

Geduld ist nicht unbedingt die starke Seite von Oliver Samwer. Dem Internetinvestor kann es - zumindest im Arbeitsalltag - eigentlich nie schnell genug gehen. Am liebsten erledigt er gleich mehrere Dinge gleichzeitig.

Von seinen Aktionären fordert Samwer nun allerdings Geduld - womit sich einige Investoren mittlerweile aber schwertun. Nach Bekanntgabe der Zahlen für den Jahresauftakt 2016 gab die Aktie des Start-up-Konzerns mehr als fünf Prozent nach. Damit hat das Rocket-Papier seinen Wert seit dem Börsengang mehr als halbiert.

Geduld brauchen Aktionäre gleich in mehrfacher Hinsicht: Angesichts ehrgeiziger Wachstumspläne wachsen bei einigen der 13 wichtigsten Rocket-Beteiligungen die Verluste. So sprang bei dem bereits als Börsenkandidat gehandelten Kochboxen-Versender HelloFresh der Umsatz binnen eines Jahres von 45,4 auf 141,4 Millionen Euro - aber auch der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg von Minus 7,3 auf Minus 27,3 Millionen Euro.

Bei anderen Firmen gingen die Verluste zwar deutlich zurück - allerdings verlangsamte sich damit auch häufig das Wachstum. Insgesamt verbesserte sich laut Rocket das Ebitda im Schnitt um 23 Prozent. Das Minus sei um mehr als 40 Millionen Euro auf 141 Millionen Euro gesunken.

Umsätze wachsen langsamer

Die Gesamtumsätze der Beteiligungen kletterten um 34 Prozent auf 534 Millionen Euro - damit aber deutlich langsamer als im Vorjahr. Inklusive des mittlerweile abgestoßenen Online-Markplatzes Lazada war Rocket mit seinen größten Beteiligungen im Vorjahreszeitraum noch auf Erlöse von 590 Millionen Euro gekommen - ein Plus von 149 Prozent im Vergleich zu 2014.

Auch ein möglicher Börsengang eines Portfolio-Unternehmens, den Samwer seinen Aktionären noch im vergangenen September innerhalb der nächsten 18 Monate in Aussicht gestellt hatte, lässt weiter auf sich warten. Er war letztlich am Widerstand des Großinvestors Kinnevik gescheitert, zu dem sich das Verhältnis zuletzt verschlechtert hatte. Im laufenden Jahr werde das wohl eher nichts, räumte Samwer ein. Ein Börsengang 2016 sei "sehr unwahrscheinlich".

Kinnevik will Portfolio reduzieren

Kinnevik will sich zum 9. Juni komplett aus dem Rocket-Aufsichtsrat zurückziehen will. Ein Schritt, den Kinnevik mit drohenden Interessenskonflikten begründete, da die Schweden mittlerweile bei einer Vielzahl von Investments eigene Wege gehen.

Mit dem Verkauf des Online-Marktplatzes Lazada an den chinesischen Onlinehändler Alibaba haben die beiden Investoren ihre Bindung weiter verringert. Zudem hat Kinnevik angekündigt, sein Portfolio an Unternehmensbeteiligung deutlich reduzieren zu wollen. 

Oliver Samwer bemühte sich, Optimismus zu verbreiten. "Wir haben Fortschritte gemacht und wir werden weiter Fortschritte machen - in diesem und im nächsten Jahr", sagte der Manager, der zuletzt klagte, dass in Deutschland immer noch viele Anleger das Konzept von Wagniskapital nicht verstanden hätten.

Wie er selbst, scheinen es auch einige Aktionäre mit der Geduld nicht so zu haben.

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