Die Deutsche Bank tauscht ihre Chefs aus. Doch ein Neuanfang ist das noch längst nicht. Im Hintergrund zieht weiter Aufsichtsratschef Achleitner die Fäden - obwohl er Mitschuld an der Misere trägt. Und auch sonst wird sich wohl wenig ändern.
Deutsche-Bank-Chefs Fitschen (l.) und Jain: Rastlos, Ratlos, Job los.
Foto: Fredrik von Erichsen/ dpa
Anshu Jain ist weg. Endlich. Viel zu lange hat die Deutsche Bank an jenem Mann festgehalten, der für das alte System stand: für das schnelle Handelsgeschäft, das der Bank bis zur Finanzkrise Milliarden-Gewinne eingebracht hatte - und seitdem Milliarden-Strafen. Mag sein, dass Jain aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Dass er die Bank als Chef auf einen besseren Weg bringen wollte. Doch zu einem Neuanfang gehört zuallererst die Aufarbeitung der Vergangenheit. Und dafür fehlte Jain schlicht die Glaubwürdigkeit.
Wird nun also alles gut bei der Deutschen Bank? Das ist leider eher unwahrscheinlich. Denn es liegt weit mehr im Argen, als sich mit einem Chefwechsel beheben ließe.
Für Jains Nachfolger John Cryan spricht, dass er deutlich weniger belastet in den Job geht. Ihm hängen keine Skandale an. Und im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt er erst seit 2013. Gerade kurz genug, um nicht mit den Misserfolgen der Führungsspitze in Verbindung gebracht zu werden.
Das war es aber auch schon mit dem Neuanfang bei der Deutschen Bank. Jain wird gegen Cryan getauscht - britischer Zahlenmann gegen britischen Zahlenmann. Und Co-Chef Jürgen Fitschen tritt als Frankfurter Anstandswauwau schon 2016 ab statt erst 2017.
Das wahre Machtzentrum bleibt dagegen erhalten. Und das heißt Paul Achleitner. Der Aufsichtsratschef und ehemalige Investmentbanker hat den Kurs der Bank in den vergangenen drei Jahren wohl stärker geprägt als die beiden Vorstandschefs Fitschen und Jain. Er war derjenige, der den beiden eine neue Strategie verordnete. Und der noch an Jain festhielt, als dessen Image längst mehr als angekratzt war.
Bis jetzt hat das alles nicht an Achleitners Image gekratzt. Die Misserfolge der Bank werden ihm trotz seiner aktiven Rolle kaum angerechnet.
Doch das könnte sich bald ändern. Achleitner hat mit Cryan einen Mann an die Spitze geholt, den er selbst ausgesucht hat. Cryan soll die Strategie umsetzen, die die scheidenden Chefs gerade noch als die ihre verkündet haben. Spätestens jetzt ist es Achleitners Strategie. Den geplanten Verkauf der Postbank wird es demnach wohl ebenso geben wie die harten Einschnitte im Privatkundengeschäft. Da ist Ärger mit den Arbeitnehmervertretern programmiert.
Doch das ist nicht alles: Die Investoren wollen endlich weniger Skandale sehen und wieder mehr Rendite (siehe Grafik). Und die deutsche Öffentlichkeit will eine Bank, für deren Namen sich niemand schämen muss. Sollte das noch einmal schiefgehen, wird auch Achleitner nicht mehr davonkommen.
Quartalsgewinne / -verluste der Deutschen Bank: Mau in Blau
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Video: Deutsche Bank bestätigt Rücktritte von Jain und Fitschen