Ein Brennofen in einer Porzellanfabrik in Thüringen. Und natürlich läuft der mit Gas. Aktuell ist das ein Problem.
Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer Porzellanmanufaktur Kahla:
»Also wir sind als Hersteller-Betrieb, der auf Gas angewiesen ist für die Produktion, uns das also nicht aussuchen können, wollen wir substituieren, wollen wir Elektroenergie verwenden, Photovoltaik, wirklich auf Gas angewiesen, natürlich sehr besorgt.«
Denn: Was die Gasversorgung angeht, steht Deutschland aktuell vor großen Herausforderungen. Russland hat seine Lieferungen seit Beginn des Ukraine-Kriegs gedrosselt, und zwar massiv. Aktuell bezieht Europa aus Russland nicht einmal ein Drittel der Gasmengen, die hier noch im vergangenen Juni ankamen.
Das Unternehmen von Daniel Jeschonowski spürt das schon jetzt: Die Kosten pro Megawattstunde Gas sind explodiert.
Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer Porzellanmanufaktur Kahla:
»Die Preise liegen jetzt im Moment bei 100/120 €, wir waren schon mal bei 220, der langjährige Wert liegt aber bei 25. Das heißt, wir reden jetzt im Moment von einer Vervierfachung, hatten aber auch schon mal eine Veracht- bis Verzehnfachung.«
Die Porzellanmanufaktur Kahla hat einen jährlichen Energieverbrauch von 28.000 Megawattstunden. Bei den aktuellen Preisen könnte das Unternehmen – wie viele andere in Deutschland – langfristig nicht mehr gewinnbringend produzieren.
Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer Porzellanmanufaktur Kahla:
»Wir stehen jetzt auch nicht vor einer Situation, wo wir sagen: Wir müssen jetzt morgen schließen. Aber dauerhaft ist das nicht tragbar. Das können Sie auch nicht an den Kunden weitergeben."
Haushalte in Deutschland und vor allem auch die Industrie sind schon jetzt dazu aufgerufen, den eigenen Gasverbrauch zu drosseln. Doch so einfach und vor allem so kurzfristig funktioniere das nicht.
Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer Porzellanmanufaktur Kahla:
»Ein Appell, Energie zu sparen, läuft zumindest zu großem Teil ins Leere. Weil wir haben Energie auch in der Vergangenheit ja nicht verpulvert, sondern wir brauchen Gas als Primär-Energieträger, um damit zu produzieren. Perspektivisch können Sie in Deutschland alles, was mit Erdgas betrieben wird, auch auf Wasserstoff umstellen. Aber das ist ein Zeitraum, der dauert durchaus 10, 15, 20 Jahre.«
Doch es ist nicht nur die Preisexplosion, die Unternehmen wie Kahla Sorgen macht. Im schlimmsten Fall – so befürchten sie – könnten sie überhaupt nicht mehr genug Gas für ihre Produktion geliefert bekommen.
Hintergrund ist: Die Bundesregierung hat den Gas-Notfallplan aktiviert. Darin gibt es drei Stufen.
Die Frühwarnstufe: Das ist praktisch eine erhöhte Alarmbereitschaft, weil es Hinweise gibt, dass sich die Versorgungslage verschlechtert.
Die Alarmstufe: Hier liegt bereits eine Störung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage vor. Diese Stufe hat Wirtschaftsminister Robert Habeck vor einer Woche ausgerufen.
Die Notfallstufe: Sie tritt ein, wenn die Gasversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Dann sind auch Unternehmen wie Kahla betroffen.
Aktuell, in Stufe zwei, soll Deutschland zwar bereits Gas sparen, Gaskraftwerke produzieren weniger Strom, und Kohlekraftwerke sollen reaktiviert werden. [LA2] Aber bei Unternehmen wie Kahla kommt genauso viel Gas an wie vorher. Ab Stufe drei allerdings entscheidet die Bundesnetzagentur über die Verteilung des verfügbaren Gases. Je nachdem, wie wichtig ein Unternehmen für die Grundversorgung ist, bekommt es dann gegebenenfalls weniger oder gar kein Gas mehr. Und als Porzellanhersteller steht Kahla in dieser Priorisierung weit hinten.
Sollte die Versorgung tatsächlich eingeschränkt werden, droht den Mitarbeitern hier in der Produktion Kurzarbeit, der Lagerverkauf könnte noch rund einen Monat weitergehen, schätzt Jeschonowski. Aber danach ginge bei Kahla vorerst nichts mehr.
Der Geschäftsführer wünscht sich deshalb ein Umdenken in der Regierung und fordert:
Daniel Jeschonowski, Geschäftsführer Porzellanmanufaktur Kahla:
»Einerseits das Thema tatsächlich der größeren Verlässlichkeit und der größeren Planbarkeit, und andererseits das Aufhören, mit der Gießkanne zu agieren. Ich gehe so weit, dass ich ganz plakativ sage, ob ein Liter Diesel 1,80 € oder 1,90 € kostet, wird für viele Menschen in diesem Land keinen Unterschied machen. Wenn aber 175 Menschen in einer Fabrik ihre Arbeitsplätze dauerhaft verlieren, dann ist der Dieselpreis plötzlich zweitrangig. Und da würde ich mir mehr, mehr Mut einfach wünschen.«