Unabhängigkeit von russischer Energie Geplanter Boykott der EU lässt Ölpreis steigen

Die Pläne für ein Embargo der EU gegen Russland sind auch am Ölmarkt spürbar. Das könnte sich schon bald an den Zapfsäulen bemerkbar machen.
Wann schlägt das teurere Öl auf den Kraftstoffpreis durch?

Wann schlägt das teurere Öl auf den Kraftstoffpreis durch?

Foto: Franziska Kraufmann / dpa

Die Ölpreise sind nach der Ankündigung der EU-Kommission, russisches Öl boykottieren zu wollen, weiter gestiegen. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 106,12 Dollar. Das waren 1,15 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,26 Dollar auf 103,67 Dollar.

Dass die Preise sich nicht stärker bewegten, dürfte damit zusammenhängen, dass die EU-Kommission in ihrem sechsten Sanktionspaket lange Übergangsfristen bis zum Inkrafttreten des Boykotts vorschlägt. Außerdem soll es weitere Ausnahmen für zwei Länder geben. Hinzu kommt: Alle EU-Länder müssen den Plänen zustimmen, was ungewiss ist, vor allem Ungarn hatte bereits Vorbehalte angemeldet.

Die mittelfristige Preisreaktion an den Erdölmärkten dürfte laut Experten indes vor allem davon abhängen, ob Russland sein Erdöl anderweitig absetzen kann und ob weltweit ausreichende Kapazitäten vorhanden sind, um ausfallendes russisches Öl zu ersetzen .

Nervosität am Markt

»Grundsätzlich gilt: Öl lässt sich besser über alternative Bezugsquellen ersetzen, als dies bei Gas der Fall ist. Gerade deshalb spricht sich die EU-Kommission auch für ein Ölembargo aus«, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank zu den Plänen. »Die EU kann sich also ein Ölembargo gegenüber Russland leisten.«

Dennoch dürfte die Nervosität an den Energiemärkten hoch bleiben, sagte Gitzel. »Je mehr Sanktionen die EU verhängt, desto mehr wächst das Risiko, dass Russland seinerseits dann noch den Gashahn abdrehen könnte.«

Zuvor hatte bereits Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hohe »Preissprünge« für den Fall eines Lieferstopps vorhergesagt. Grund ist dem Grünenpolitiker zufolge unter anderem, dass russisches Öl durch wahrscheinlich teurere Alternativen aus anderen Ländern ersetzt werden muss. Zudem bedeutet die Umstellung von Raffinerien und Lieferwegen Aufwand und Kosten. Diese Entwicklungen dürften auch Tanken oder Heizen teurer werden lassen.

»Der Ölmarkt ist immer schon sensibel und die Preise volatil gewesen«

Der Mineralöl-Wirtschaftsverband Fuels und Energie äußert sich trotzdem noch sehr vage: Es sei »eher unwahrscheinlich«, dass es keine Auswirkungen auf die Preise an den Tankstellen geben werde.

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Die Verbraucherzentrale Bundesverband sieht das ähnlich. »Die Entwicklung der Preise nach einem Ölembargo-Beschluss kann niemand zuverlässig vorhersagen«, sagt vzbv-Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth. »Der Ölmarkt ist immer schon sensibel und die Preise volatil gewesen.«

Andererseits: Womöglich ist das bereits seit Wochen diskutierte Embargo an den Weltmärkten schon eingepreist.

apr/dpa/Reuters
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