Umgehung von Sanktionen Russische Milliardäre versuchen offenbar, ihre Superjachten auf die Malediven zu retten

Jacht des Milliardärs Farkhad Akhmedov 2019 in Dubai (Symbolbild)
Foto: Christopher Pike / REUTERSDie Malediven entwickeln sich offenbar zu einem Mekka für die Reichtümer von umstrittenen und teils gar international sanktionierten Oligarchen. Mindestens fünf Superjachten, die russischen Milliardären gehören, befanden sich zuletzt in dem Inselstaat im Indischen Ozean, der kein Auslieferungsabkommen mit den USA hat, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Daten eines Schiffspositionsdiensts berichtet.
Die Superjacht »Clio«, die Oleg Deripaska gehört, dem Gründer des Aluminiumriesen Rusal, der bereits 2018 von den USA sanktioniert wurde. Sie ankerte laut Schiffsdatenbank Marinetraffic am Mittwoch vor Malé, der Hauptstadt der Malediven.
Die »Titan«, die Alexander Abramow, einem Mitbegründer des Stahlproduzenten Evraz, gehört. Sie erreichte den Inselstaat den Angaben zufolge am 28. Februar.
Die 88 Meter lange »Nirvana«, die dem reichsten Mann Russlands, Wladimir Potanin, gehört.
Sowie zwei weitere Jachten im Besitz russischer Milliardäre in den Gewässern der Malediven.
Die meisten Schiffe wurden zuletzt Anfang des Jahres in Häfen des Nahen Ostens vor Anker gesehen. Die Malediven reagierten öffentlich bislang nicht auf die Ankunft der Jachten in ihren Hoheitsgewässern. Zuvor hatte der Student Jack Sweeney bereits über auffällige Flugbewegungen bei den ebenfalls meist üppig ausgestatteten Privatjets russischer Superreicher getwittert.
Die USA haben unterdessen angekündigt, dass sie strenge Maßnahmen ergreifen werden, um das Eigentum der sanktionierten Russen zu beschlagnahmen. »In der kommenden Woche werden wir eine multilaterale transatlantische Taskforce ins Leben rufen, um die Vermögenswerte sanktionierter russischer Unternehmen und Oligarchen zu identifizieren, aufzuspüren und einzufrieren«, kündigte das Weiße Haus an, »ihre Jachten, ihre Villen und alle anderen unrechtmäßigen Gewinne, die wir finden und im Rahmen des Gesetzes einfrieren können.«
Oligarchenjacht könnte im Hamburger Hafen festgehalten werden
Auch Frankreich will Luxusvillen und Jachten kremltreuer Russen konfiszieren. Nur wenige Tage vor einer entsprechenden Ankündigung der Regierung in Paris verließ laut Nachrichtenagentur AFP noch ein Privatjet von Roman Abramowitsch, Oligarch und Besitzer des Londoner Fußballklubs FC Chelsea, den Flughafen von Nizza.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire kündigte inzwischen an, dass derzeit Listen von Villen, Jachten und Luxusautos erstellt werden, die Russen gehören, die von den EU-Sanktionen bereits betroffen sind oder es demnächst sein könnten.
Diese Listen dürften lang werden, denn die Côte d’Azur ist traditionell ein Tummelplatz reicher Russen – mit Vorliebe für die von Stränden umgebenen Landzungen wie Saint-Jean-Cap-Ferrat, Cap Martin oder Antibes. Das begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Russen nach den Engländern die französische Mittelmeerküste als Winterresidenz für sich entdeckten.
Medienberichten zufolge liegen auch im Hamburger Hafen aktuell mehrere Luxusjachten von russischen Unternehmern. Eines der Schiffe gehört demnach dem Oligarchen Alisher Usmanow, der auf der entsprechenden EU-Sanktionsliste steht.
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) versprach am Dienstag, alle Warentransporte aus dem Hamburger Hafen nach Russland seien wegen der aktuellen Sanktionen nur noch mit Einzelgenehmigungen des Zolls erlaubt. Die »automatische Überlassung von Waren nach Russland« sei gestoppt worden, sagte Westhagemann, es gingen keine Waren mehr »ab sofort« nach Russland raus, sagte der Senator. Und: »Sie können davon ausgehen, dass ab jetzt auch keine Jachten mehr rausgehen.«