Brennstoffe für Atomkraftwerke Russland soll bei Brennelemente-Fertigung in Lingen helfen

An Russland führt bei Nuklear-Brennstoffen offenbar kein Weg vorbei: Eine Firma mit russischer Beteiligung soll nun die Fertigung in Lingen übernehmen – obwohl das Wirtschaftsministerium Putins Rosatom eigentlich außen vor lassen wollte.
Brennelementefabrik in Lingen

Brennelementefabrik in Lingen

Foto: Friso Gentsch / dpa

Russland hat auf vielen Energiemärkten erhebliche Marktmacht – und das nicht nur im Bereich fossiler Energieträger. Die Betreiber von Atomkraftwerken in der EU und in den USA haben dies seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine schmerzhaft lernen müssen. Bei der Herstellung von Brennelementen führt (fast) kein Weg an Russlands Staatskonzern Rosatom und seinen Tochtergesellschaften vorbei.

Das zeigt sich nun auch im Fall der Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen: Für die Produktion von Brennstäben haben russische und französische Firmen ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Das sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover am Mittwoch. Das Ministerium muss als atomrechtliche Genehmigungsbehörde über einen Antrag entscheiden, ob künftig auch in Lizenz in Lingen Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke eines russischen Typs hergestellt werden dürfen. Zuerst hatte die »Neue Osnabrücker Zeitung« berichtet.

Kritik von den Grünen

Zunächst war ein Joint Venture des französischen Framatome-Konzerns, zu dem die Lingener Brennelementefabrik ANF gehört, mit einem Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Rosatom in Deutschland geplant. Dieser Antrag wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zurückgezogen, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erhebliche Zweifel an einer Genehmigung geäußert hatte. Daraufhin gründeten dem Umweltministerium zufolge die Framatome GmbH, die Muttergesellschaft der ANF, und die russische Rosatom-Tochter TVEL ein Gemeinschaftsunternehmen in Frankreich. Für die Produktion der Brennelemente für den russischen Reaktortyp sei weiter eine enge Kooperation mit Rosatom geplant.

Niedersachsens Energie- und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sehe diese Kooperation mit dem russischen Staatskonzern äußerst kritisch. »Geschäfte mit Putin sollten beendet werden«, sagte er. Die Urangeschäfte Russlands mit Lingen zeigten die hohe Abhängigkeit der europäischen Atomindustrie von Putins Russland. »Dies durch Joint Ventures, direkte oder indirekte Beteiligungen Russlands, zu verfestigen, halte ich politisch angesichts Putins brutalen Energiekriegs gegen Europa für fatal«, sagte Meyer.

beb/dpa
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