Visa und Mastercard Größte Kreditkartenanbieter stellen Geschäft in Russland ein

Die zwei größten Kreditkartenanbieter der Welt, Visa und Mastercard, ziehen sich auf Bitte des ukrainischen Präsidenten aus Russland zurück. Russische Banken spielen die Folgen für ihre Kunden herunter.
Logos von Visa und Mastercard: Die beiden größten Kreditkartenanbieter ziehen sich aus Russland zurück

Logos von Visa und Mastercard: Die beiden größten Kreditkartenanbieter ziehen sich aus Russland zurück

Foto: Beata Zawrzel / imago images/NurPhoto

Wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine setzen die beiden weltgrößten Kreditkartenanbieter, Visa und Mastercard, ihre Geschäfte in Russland aus. Visa werde mit Kunden und Partnern in Russland zusammenarbeiten, »um alle Visa-Transaktionen in den kommenden Tagen einzustellen«, teilte das Unternehmen am Samstag mit.

Danach würden in Russland ausgestellte Karten nicht mehr im Ausland funktionieren. Kreditkarten, die von Finanzinstituten außerhalb des Landes ausgestellt wurden, könnten in Russland nicht mehr eingesetzt werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte während einer Videokonferenz mit Mitgliedern des US-Kongresses am Samstag die Aussetzung des Betriebs von Mastercard und Visa in Russland gefordert. Wegen des russischen Einmarschs in sein Land appellierte Selenskyj nach Angaben von Parlamentariern zudem an den Westen, ein Importverbot für russisches Gas und Öl zu verhängen.

In einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten hob US-Präsident Joe Biden die Entscheidung von Visa und Mastercard hervor. Die Maßnahmen der USA, ihrer Verbündeten und der Privatwirtschaft trügen dazu bei, »den Preis, den Russland für seine Aggression in der Ukraine zahlt, zu erhöhen«, teilte das Weiße Haus mit.

Visa-Chef Al Kelly sagte laut der Mitteilung, man bedauere die Auswirkungen, die die Maßnahme auf Mitarbeiter sowie Kunden, Partner, Händler und Karteninhaber in Russland haben werde. »Dieser Krieg und die anhaltende Bedrohung des Friedens und der Stabilität erfordern, dass wir darauf im Einklang mit unseren Werten antworten.«

Mastercard, das zweitgrößte Unternehmen der Branche, kündigte den gleichen Schritt an und begründete ihn mit der »beispiellosen Natur des derzeitigen Konflikts und der ungewissen wirtschaftlichen Umgebung« in Russland.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. »Mastercard ist seit mehr als 25 Jahren in Russland tätig«, hieß es in der Mitteilung. Den fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde der Lohn weitergezahlt. Wenn es »angemessen und rechtlich zulässig« sei, wolle man den Betrieb wieder aufnehmen.

Karten funktionieren in Russland weiter

Visa und Mastercard hatten bereits zuvor keine Transaktionen mehr für russische Banken abgewickelt, die von internationalen Sanktionen wegen des Ukrainekriegs betroffen sind. Laut der Branchenpublikation Nilson Report entfielen im Jahr 2020 rund 74 Prozent der Zahlungsvorgänge mit Debit- und Kreditkarten in Russland auf Visa- und Mastercard-Karten. Beide Unternehmen machen umgerechnet rund eine Milliarde Euro Umsatz in dem Land.

Russische Banken versuchten, die Auswirkungen der Ankündigungen von Mastercard und Visa für russische Kundinnen und Kunden herunterzuspielen. »Alle Bankkarten von Visa und Mastercard, die von russischen Banken ausgestellt wurden, werden auf russischem Gebiet bis zu ihrem Ablaufdatum normal funktionieren«, erklärte die russische Zentralbank. Russinnen und Russen, die ins Ausland reisten, benötigten jedoch alternative Zahlungsmittel.

Die Sberbank schrieb in ihrem offiziellen Kanal im Messengerdienst Telegram, die Karten könnten weiterhin auf russischem Staatsgebiet eingesetzt werden, »um Geld abzuheben, Überweisungen unter Verwendung der Kartennummer zu tätigen und um in russischen Offline- und Online-Shops zu bezahlen«. Die Stellungnahmen beider Banken beziehen sich allerdings nur auf Zahlungen über das staatliche System in Russland.

Exodus der internationalen Unternehmen

Der Westen hat wegen der russischen Ukraine-Invasion harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Betroffen sind unter anderem der Bankensektor und die Fluggesellschaften des Landes. Auf den Sanktionslisten der EU, Großbritanniens und der USA stehen zudem Kremlchef Wladimir Putin sowie weitere Regierungsvertreter und Oligarchen.

Seit Beginn der Ukraine-Invasion vor zehn Tagen haben zahlreiche internationale Unternehmen ihre Geschäfte in Russland gestoppt, darunter der Chip-Hersteller Intel, der Wohnungsvermittler Airbnb und französische Luxusmarken wie Hermès und Chanel.

ade/AFP/dpa
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