Ryanair-Chef über Boris Johnson und dessen Minister »Das sind alles Idioten«

Ob es um Coronamaßnahmen geht oder die Brexit-Verhandlungen: Michael O'Leary, Chef der Fluglinie Ryanair, hält die Regierung in London für unfähig. Auch für Ungeimpfte hat er harte Worte parat.
Ryanair-Chef Michael O'Leary warnt vor »Massenhysterie«

Ryanair-Chef Michael O'Leary warnt vor »Massenhysterie«

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Frank Augstein / picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Michael O'Leary, Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, gilt als streitlustig bis rüpelhaft. In den vergangenen Jahren ätzte er gegen seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und äußerte sich abwertend über muslimische Männer. Nun richtet sich seine verbale Empörung gegen die britische Regierung – und gegen Ungeimpfte.

In einem Interview  mit der Zeitung »The Times« sagte er: »Wenn du ein Unternehmen führst, würdest du Johnson, Michael Gove oder Priri Patel nicht einstellen. Das sind alles Idioten.« Die Regierung um Premierminister Boris Johnson und Innenministerin Patel schüre eine »Massenhysterie« angesichts der Coronavariante Omikron, die sich gerade im Eiltempo über Europa verbreitet  – »wahrscheinlich, um von all ihren Party-Schweinereien abzulenken, die sie in den vergangenen zwölf Monaten angerichtet haben«. In keinem anderen Land in Europa sei die politische Führung so »unfähig«.

Premier Johnson steht wegen einer Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr unter Druck , auf der er gegen die Coronaregeln verstoßen haben soll. Seine Sprecherin war im Zuge der Affäre zurückgetreten. Am Donnerstag berichtete außerdem der »Guardian«, dass Johnson im Mai 2020 auch an einer Gartenparty teilgenommen habe.

Vizepremierminister Michael Gove hatte sich in den Brexit-Verhandlungen mit der EU äußerst unnachgiebig gezeigt. Auch das verleitet Ryanair-Chef O'Leary nun zu drastischen Worten. Es mache ihn wütend, wenn er sehe, dass sich Briten bei den Passkontrollen an Flughäfen nicht mehr in der Schlange für EU-Bürger anstellen könnten. »Konnten sie etwas tun und eine Art von Kompromiss mit der Europäischen Union aushandeln? Nein... Sie wollen über fünf Fischerboote in Jersey streiten, statt zu sagen: ›Schaut, lasst uns eine bilaterale Abmachung schließen, die allen britischen Passagieren erlaubt, sich für die EU-Passkontrollen anzustellen, wenn sie durch Europa reisen‹«, sagte er.

Um die Ausbreitung von neuen Varianten des Coronavirus zu bremsen, müsse außerdem viel härter mit Ungeimpften umgegangen werden, forderte O'Leary. Grenzschließungen seien der falsche Weg, und Tests seien nicht effizient genug. Er habe aber kein Problem damit, nur noch geimpfte Passagiere fliegen zu lassen. »Wir respektieren Euer Recht, Euch nicht impfen zu lassen, wenn Ihr zu den Extremisten gehört, die an eine große Verschwörung der Regierung oder der Pharmaindustrie glauben«, sagte er. Doch Ungeimpfte sollten weder einkaufen noch arbeiten gehen oder im Krankenhaus aufgenommen werden können. Auf die Nachfrage, ob Ryanair künftig nur noch Impfpassinhaber an Bord lassen wolle, zögerte O'Leary dem Bericht der »Times« zufolge jedoch. Fluggesellschaften könnten keine Passagiere ausschließen, das könnten und müssten Regierungen tun.

Aktuelle Fallzahlen zur Omikron-Variante aus Großbritannien beunruhigen Fachleute. Dort steigen die Infektionszahlen dramatisch schnell an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verbreitete auf Twitter  dazu eine Grafik. Zu sehen sind zwei Diagramme mit Daten aus London, eines zur Entwicklung der Fallzahlen, eines zur Hospitalisierung. In beiden Fällen weist die Richtung der Kurven klar nach oben – bei den Fallzahlen allerdings deutlich steiler als bei den Krankenhauseinweisungen.

lov
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