Übernahmeangebot Ryanair will Krisen-Airline Alitalia kaufen

Die wirtschaftlich schwer angeschlagene italienische Fluggesellschaft Alitalia kämpft ums Überleben. Der Billigflieger Ryanair hat nun Interesse bekundet - wie andere offenbar auch.
Alitalia-Maschine und Vogelschwarm

Alitalia-Maschine und Vogelschwarm

Foto: © Max Rossi / Reuters/ REUTERS

Die irische Fluggesellschaft Ryanair   will den defizitären italienischen Konkurrenten Alitalia   übernehmen. Ryanair habe ein unverbindliches Angebot gemacht, teilte das Unternehmen in London mit. Da es sich bei Alitalia um die "größte Airline in Italien" handle, habe Ryanair den Kauf des Unternehmens ins Auge gefasst.

Alitalia war im Mai unter kommissarische Aufsicht gestellt worden, nachdem ein Sanierungsplan für die verschuldete Fluggesellschaft gescheitert war. Die 12.000 Beschäftigten hatten in einer Abstimmung einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmaßnahmen abgelehnt. Er sah unter anderem Lohnkürzungen und Stellenstreichungen vor. Die italienischen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad - der mit Abstand größte Aktionär - hatten daraufhin die vorgesehene Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro abgesagt.

Eine Verstaatlichung des Unternehmens schloss die italienische Regierung aus. Sie favorisiert eine Komplettübernahme - und hält mit einem Hunderte Millionen Euro schweren Überbrückungskredit den Flugverkehr für insgesamt sechs Monate aufrecht. Eine Frist für die Einreichung nicht bindender Angebote für den Kauf der Airline lief am Freitag ab. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider berichtet, gibt es etwa zehn Angebote. Konkurrenten wie die Lufthansa oder der Billigflieger Norwegian Air hatten zuvor bereits abgesagt.

Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte im Juni erklärt, falls sich sein Unternehmen für eine Investition bei Alitalia entscheide, würde Ryanair eine Mehrheit an der angeschlagenen Fluglinie anstreben. Ryanair ist nach Passagierzahlen die größte Fluggesellschaft in Europa.

Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Billigflieger drängten massiv auf den italienischen Markt und setzten die ohnehin schon schwache Fluglinie unter Druck. 2015 lag der Verlust bei fast 200 Millionen Euro. Im Frühjahr 2017 flog das Unternehmen eine Million Euro Verlust pro Tag ein.

Ryanair dagegen erwirtschaftete allein im zweiten Quartal 2017 nach eigenen Angaben einen Gewinn von 397 Millionen Euro. Die Fluglinie kündigte an, ihre Preiskampfpolitik fortführen zu wollen und die Ticketpreise um durchschnittlich acht Prozent zu senken.

apr/AFP/Reuters
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