Sanierungskonzept GM streicht Tausende Opel-Jobs und verlangt Milliarden vom Staat

Sanierungskonzept: GM streicht Tausende Opel-Jobs und verlangt Milliarden vom Staat
Foto: Michael Probst/ APBerlin - Monatelang feilte das Management von General Motors (GM) an dem Sanierungsplan für seine angeschlagene Tochter Opel - jetzt hat GM-Chef Nick Reilly in Frankfurt sein Konzept präsentiert.
Opel soll in Deutschland mehr als 3900 Stellen abbauen:
- 1799 Job sollen in Bochum wegfallen, wo künftig exklusiv der neue Zafira gebaut werden soll.
- In der Produktion in Rüsselsheim, wo alle Insignia-Varianten gebaut werden, fallen 862 Stellen weg.
- In Eisenach entfallen 300 Stellen.
- Im Motorenwerk Kaiserslautern sollen ebenfalls 300 Stellen gestrichen werden.
- Zudem fallen rund 650 Stellen in der Verwaltung weg, wovon vor allem Rüsselsheim betroffen sein dürfte.
Gegenwärtig beschäftigt Opel in Deutschland 24.300 Menschen. Europaweit ist der Abbau von 8300 Arbeitsplätzen geplant.
GM bittet die Länder mit Opel-Werken außerdem um rund 2,7 Milliarden Euro Staatshilfen zur Sanierung der kriselnden Tochter. Deutschland soll sich mit 1,5 Milliarden Euro beteiligen. Der Betrag solle je zur Hälfte von Bund und Ländern kommen, hieß es von Seiten der beteiligten Opel-Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Dem GM-Antrag zufolge verlangt der US-Konzern Hilfen aus dem Deutschlandfonds, den die Bundesregierung für notleidende Unternehmen aufgelegt hat. Offen ist, ob GM staatliche Kredite oder Bürgschaften haben will. Deren Vergabe ist an strenge Kriterien gebunden.
Neben den Staatshilfen verlangt das GM-Management von den Mitarbeitern einen sogenannten Sanierungsbeitrag von jährlich 265 Millionen Euro in den Jahren 2010 bis 2014. Das lehnen Betriebsräte und Gewerkschaften derzeit ab, weil sie das Aus des belgischen Standorts Antwerpen nicht mittragen wollen und GM ihnen bisher keine Sicherheiten für ihre Beiträge angeboten habe.
Ein interner GM-Plan ("Viability Plan VI") sieht nach SPIEGEL-Informationen allerdings vor, dass in Europa von 2010 bis zum Jahr 2014 sogar 9843 Arbeitsplätze gestrichen werden. Offenbar rechnet Reilly einen Teil der Mitarbeiter, die in Altersteilzeit gehen werden, in den Stellenabbau nicht mit ein. Der Plan sieht auch vor, dass neben dem Werk Antwerpen weitere Produktionsstätten geschlossen werden. Zwar soll kein weiteres komplettes Werk dichtgemacht werden. Doch in Rüsselsheim und Bochum will General Motors die Getriebefertigung einstellen.
Zur Sanierung von Opel will GM bis 2014 rund elf Milliarden Euro investieren. Dabei sollten 80 Prozent der Produktpalette erneuert werden, sagte Reilly bei der Vorstellung seines Zukunftsplans. So wolle der Konzern neben dem bereits angekündigten Ampera weitere Elektrofahrzeuge bauen. "Wir werden ein europäisches Unternehmen formen, das profitabel ist und dauerhaft auf eigenen Füßen steht", sagte er. 2011 solle Opel/Vauxhall die Gewinnschwelle überschreiten und 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben.
Das GM-Konzept gilt als Grundlage für eine Entscheidung der europäischen Opel-Länder über die milliardenschweren Staatshilfen. Bevor die einzelnen Regierungen die Bürgschaften genehmigen, soll jedoch die EU-Kommission das Konzept prüfen. Sie will einen Subventionswettbewerb vermeiden und sicherstellen, dass der Plan tragfähig ist.