»Schampanskoje«-Etikett Champagner gilt in Russland jetzt nur noch als einfacher Schaumwein

Putins Nationalismus reicht bis ins Champagnerglas
Foto: Mikhail Metzel / TASS / picture alliance / dpaSeit Monaten schon sorgt in Russland ein neues Gesetz zur Klassifizierung von Schaumweinen für Verwirrung bei der Schampus liebenden Oberschicht – und für Verstimmung bei den Händlern. Doch allen Bemühungen auch der französischen Regierung zum Trotz: Seit Samstag dürfen Frankreichs Champagnerhersteller im Exportgeschäft mit Russland nicht mehr die russische Bezeichnung »Schampanskoje« in kyrillischer Schrift auf ihre Etiketten drucken.
Sprich: Das russische Wort für Champagner ist in dem Land künftig russischen Schaumweinen vorbehalten, während die berühmten Tropfen aus dem französischen Landstrich Champagne sich ganz schnöde Schaumwein nennen sollen. Französische Hersteller dürfen zumindest noch »Champagner« in lateinischer Schrift nutzen, müssen in kyrillischer Schrift auf der Flaschenrückseite aber »Schaumwein« hinzufügen – ein Sakrileg für die stolze Branche. Das im Juni von Präsident Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz hatte zu Streit mit Paris geführt.
Russland baut eigene Spitzenkellereien auf
Die Regeln hatten schon früher in Kraft treten sollen, Paris handelte aber einen Aufschub bis Ende 2021 aus. »So konnten wir sicherstellen, dass nicht konforme Flaschen, die vor Juli verschickt wurden, verkauft werden konnten«, erklärte der Branchenverband Comité Champagne. Komplett abwenden konnte Frankreich die neue Regel jedoch nicht.
Aufgegeben hat Paris noch nicht: Nach Angaben aus dem französischen Handelsministerium gehen die Gespräche weiter. »Wir arbeiten zusammen mit der Europäischen Kommission weiterhin an dieser Angelegenheit, um unsere Wein- und Spirituosenindustrie, einschließlich Champagner, zu verteidigen«, sagte ein Ministeriumsvertreter.
Vertreter der Hersteller reisten ihrerseits im November nach Russland, um sich dort mit Produzenten zu treffen. Die Russen »sind dabei, ihre eigenen Spitzenweinkellereien aufzubauen«, sagte Maxime Toubart, Co-Präsident des Comité Champagne. Ihn stimme dies hoffnungsvoll: Die russischen Produzenten könnten »mittelfristig« die Bezeichnung »Schampanskoje« aufgeben und ihre eigenen Bezeichnungen schaffen.
Frankreichs Champagnerwinzer verteidigen die geschützte Ursprungsbezeichnung schon seit Jahrzehnten mit juristischen Mitteln: In Deutschland erzielten sie 2019 einen Sieg gegen den Discounter Aldi, der ein »Champagner-Sorbet« im Angebot hatte. Außerhalb der EU haben sie es jedoch schwerer. Neben Russland erkennen auch die USA die geschützte Herkunftsbezeichnung für Champagner nicht an.
Als Exportmarkt kommt Russland für die französischen Champagnerwinzer an 15. Stelle, in das Land werden jährlich rund zwei Millionen der insgesamt 150 Millionen exportierten Flaschen geliefert. Allerdings kauft die russische Oberschicht nach Angaben des Comité Champagne oft besonders edle und damit teure Cuvées.