Schlichterspruch Bau-Beschäftigte erhalten kräftiges Lohnplus

Schlichter Wolfgang Clement hat's gerichtet: Die 700.000 Beschäftigten der Bauwirtschaft erhalten eine kräftige Lohnerhöhung. In zwei Stufen sollen die Entgelte steigen - in Ostdeutschland stärker als bei den Kollegen im Westen.
Arbeiter auf Baustelle in Düsseldorf: Hartes Ringen

Arbeiter auf Baustelle in Düsseldorf: Hartes Ringen

Foto: Frank Augstein/ AP

Potsdam - 5,9 Prozent mehr Geld hatten die 700.000 Beschäftigten der Bauwirtschaft in der aktuellen Tarifrunde gefordert. Der jetzige Schlichterspruch ist zwar noch entfernt davon - dennoch lässt er sich sehen: Zum 1. Mai steigen die Entgelte im Westen um 3 Prozent und zum 1. Juni 2012 um 2,3 Prozent. Im Osten soll es von Juni an 3,4 Prozent und ab 1. August 2012 schließlich 2,9 Prozent mehr geben. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten.

Das ist das Ergebnis 18-stündiger Verhandlungen mit dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement. Er bezeichnete die Gespräche als sehr "kompliziert und strapaziös" und begründete dies mit der sehr komplexen Struktur der Bauwirtschaft sowie den unterschiedlichen Verhältnissen in Ost und West. "Keine Seite ist mit dem Ergebnis von Grund auf zufrieden, aber es ist ein Kompromiss, der sich in der Mitte aller Interessen bewegt", sagte Clement in Potsdam.

Auch bei den Mindestlöhnen sind Erhöhungen vereinbart worden. Für Nicht-Fachkräfte wird im Osten der Mindestlohn ab 2012 um 25 Cent und ab 2013 nochmals um 25 Cent auf dann 10,25 Euro angehoben. Im Westen steigt der Mindestlohn für Nicht-Fachkräfte ab 2012 um 5 Cent auf 11,05 Euro.

IG Bau-Verhandlungsführer Dietmar Schäfers sprach von einem tragfähigen Kompromiss. "Nach hartem Ringen haben wir mit dem Schlichtungsergebnis ordentliche Lohnerhöhungen erzielt und einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Angleichung der Ost- und Westlöhne erreicht", sagte er. Die Absprache von neuen Mindestlöhnen nannte Schäfers einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Wettbewerbes am Bau, insbesondere vor dem Hintergrund des Wegfalls der Übergangsfristen im Mai. Ab dem 1. Mai können Arbeitnehmer aus den erst kürzlich der EU beigetretenen Mitgliedstaaten ohne weitere Genehmigung in Deutschland arbeiten.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Klaus Hering, nannte den Schlichterspruch ein "Ergebnis, das nicht alle erfreuen werde, das aber die unterschiedlichen Interessen in Ost und West berücksichtigt". Vor allem die Belastung der Ost-Unternehmen durch die verabredeten Lohnerhöhungen bleibe im Rahmen.

yes/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren