Referendum über Unabhängigkeit Banken drohen Schotten mit Umzug nach London

In der Finanzbranche wächst die Sorge vor einer Abspaltung Schottlands von Großbritannien: Die Royal Bank of Scotland will in diesem Fall ihren Hauptsitz nach London verlegen. Auch die Lloyds Gruppe schmiedet Notfallpläne.
Sitz von Royal Bank of Scotland in Edinburgh: Sorge vor Abspaltung

Sitz von Royal Bank of Scotland in Edinburgh: Sorge vor Abspaltung

Foto: © David Moir / Reuters/ REUTERS

London/Edinburgh - Falls sich die Schotten für die Unabhängigkeit entscheiden, müssen sie mit der Abwanderung zweier Großbanken rechnen. Die Finanzbranche ist eine Stütze der britischen Wirtschaft. Entsprechend groß ist die Angst der Banken vor einer Aufspaltung Großbritanniens. Die Royal Bank of Scotland (RBS) droht mit ihrem Wegzug aus Schottland, sollten die Bürger dort für die Unabhängigkeit ihres Landesteils stimmen. Das Kreditinstitut teilte mit, es werde seinen Konzernsitz von Edinburgh nach London verlegen, sollte das Referendum zugunsten der Separatisten ausgehen.

Das Institut halte es für nötig, in diesem Fall das Hauptquartier und das Hauptgeschäft nach England zu verlagern, hieß es in einer Mitteilung. Die Bank würde aber einen bedeutenden Teil der Geschäftseinheiten und Mitarbeiter in Schottland belassen, hieß es weiter. Die RBS hat seit ihrer Gründung im Jahr 1727 ihren Sitz in Schottland.

Die schottische Bankenbranche steht für 13 Prozent aller Bankbeschäftigten in Großbritannien. Die RBS hat derzeit 11.500 Mitarbeiter in Schottland, die britische Großbank Lloyds sogar 16.000.

Lloyds   teilte mit, im Rahmen der Vorbereitungen auf das Referendum werde man "neue juristische Haupteinheiten in Großbritannien" schaffen. Die Großbank hat ihre Firmenzentrale bereits in London, würde im Fall der Abspaltung aber auch ihren juristischen Sitz nach England verlegen.

Für Kunden soll sich nichts ändern

Die RBS und Lloyds sind aus Tradition mit ihrer Geschäftstätigkeit in Schottland registriert. Das Referendum über die Loslösung Schottlands vom Rest des Vereinigten Königreichs sei mit "zahlreichen Unwägbarkeiten" verbunden, erklärte die RBS. Das gelte für finanzielle ebenso wie für rechtliche Fragen. Ein Umzug sei daher im Fall der Fälle notwendig. Für die Kunden ändere sich dadurch nichts, versicherte die RBS.

Lloyds erklärte ebenfalls, die Auswirkungen des Referendums seien ungewiss. Die Bank habe bereits "Notfallpläne" für die Gründung neuer Gesellschaften in England in der Schublade. Zwischen dem Referendum und dem formalen Besiegeln einer möglichen Unabhängigkeit Schottlands bleibe genügend Zeit, "notwendige Maßnahmen" zu ergreifen. Es wird damit gerechnet, dass es rund 18 Monate dauern wird, bis Schottland formal unabhängig wäre.

Sowohl Lloyds als auch RBS   wurden in der Finanzkrise mit Steuer-Milliarden gerettet. Lloyds gehört zu 25 Prozent dem britischen Staat, der die Großbank im Jahr 2008 mit 20 Milliarden Pfund (etwa 25 Milliarden Euro) vor der Pleite bewahrt hatte. Für die Rettung der RBS wurden sogar 45,5 Milliarden Euro bereitgestellt. Die RBS gehört heute noch zu 81 Prozent dem Staat.

Auch die Finanzaufsicht FCA hält nach eigenen Angaben einen Plan B im Falle einer Abspaltung Schottlands bereit. Experten hatten davor gewarnt, dass die Bank of England dann nicht mehr für schottische Kreditinstitute zuständig sei.

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Referendum: Schottland ringt mit sich

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Die Schotten stimmen am 18. September per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Das vom schottischen Regierungschef Alex Salmond angeführte Unabhängigkeitslager holte zuletzt in den Umfragen deutlich auf. Viele Details einer möglichen Unabhängigkeit sind noch unklar - unter anderem die künftige schottische Währung. Salmond will mittels einer Währungsunion das Pfund behalten, doch dies lehnen alle drei großen Parteien in London ab.

Zuletzt war auch der britische Premier David Cameron nach Schottland gereist, um dort für den Erhalt Großbritanniens zu werben.

mmq/Reuters/AFP
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