Folgen der Schweinepest in China Preise für Schnitzel und Wurst in Deutschland steigen

Verbraucher müssen mehr zahlen, Landwirte in Deutschland profitieren: Die Preise für Schweinefleisch steigen. Denn die Nachfrage aus China ist enorm. Dort rafft eine Krankheit die Tierbestände dahin.
Schweinehälften aus Kunststoff zur Simulation einer Zerlegemaschine: Schlachtpreise steigen

Schweinehälften aus Kunststoff zur Simulation einer Zerlegemaschine: Schlachtpreise steigen

Foto: Boris Roessler/DPA

In China grassiert seit Monaten die Schweinepest, und das hat auch Folgen für das Preisgefüge in Deutschland. Weil die Nachfrage aus der Volksrepublik enorm steigt, ziehen die Schlachtpreise an. Überall kaufen Importeure aus China Schweinefleisch - in Brasilien, den USA und eben auch in Europa.

Während sich deutsche Bauern über höhere Schlachtpreise freuen, müssen Verbraucher beim Metzger für Schnitzel, Braten und Wurst tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Schweinefleisch stiegen im September um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Thomas Els von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) sagte.

Die Preise für Fleisch und Wurstwaren insgesamt legten in diesem Zeitraum um 5,4 Prozent zu. So kostet das Kilogramm Schweinehack heute 5,81 Euro - vor einem Jahr waren es noch 5,38 Euro. Der Preis für Schweineschnitzel kletterte von 7,10 Euro auf 7,39 Euro. Für Schweinebraten muss derzeit 6,18 Euro pro Kilogramm bezahlt werden. Vor einem Jahr waren es noch 5,60 Euro.

Für Schweinezüchter sind das gute Nachrichten, weil sie besser kostendeckend produzieren können. Nach Angaben von Matthias Quaing, Marktexperte bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), stieg der Schlachtpreis von 1,50 Euro im vergangenen Jahr auf 1,85 Euro pro Kilogramm. "Die Schweinehalter wissen aber auch, dass es in ein, zwei Jahren wieder ganz anders sein kann", sagte Quaing.

China ist der weltweit größte Produzent und Konsument von Schweinefleisch. Die Schweinepest hat in dem Land gigantische Schäden angerichtet. Dort grassiert bereits seit einem Jahr die Afrikanische Schweinepest. Das tückische Virus ist für den Menschen zwar ungefährlich, doch für die Tiere schnell tödlich. "Es ist die gefährlichste Krankheit, die die Schweineindustrie je erlebt hat", sagte die Expertin Cui Ernan vom Unternehmensberater GavekalDragonomics in Peking. Die Hälfte des Schweinebestands in China wurde bereits dahingerafft. Auch der Weltmarkt reicht nicht, um die Versorgungslücke im bevölkerungsreichsten Land zu füllen.

China werde sich von der Schweinepest und den verheerenden Folgen für die Schweinehaltung nicht schnell erholen, sagte Expertin Cui Ernan. "Die Herausforderung durch die Krankheit wird noch fünf, zehn oder mehr Jahre andauern", sagte sie. Sie plädiert für eine Transformation von den heute in China weitverbreiteten Kleinzüchtern hin zu Großbetrieben mit strengen biologischen Kontrollen.

Bislang hat die Schweinepest in China mehr als eine Billion Yuan, umgerechnet 127 Milliarden Euro, an direkten wirtschaftlichen Schäden angerichtet, wie Li Defa von Chinas Landwirtschaftsuniversität schätzte. Die Kalkulation geriet nur an die Öffentlichkeit, weil couragierte Journalisten darüber berichteten.

Das wahre Ausmaß der Seuche wird von der chinesischen Führung vertuscht. Das ist typisch für den Umgang mit solchen Krisen in China, verhindert aber immer wieder ein schnelles und wirksames Vorgehen. Erst ein Jahr nach dem ersten Fall im August 2018 räumte Vizepremier Hu Chunhua ein: "Die wirkliche Lage der Epidemie ist viel schlimmer, als uns bewusst war."

Auch die Entschädigungen für betroffene Bauern waren in diesem Sommer noch so gering, dass es für sie wenig Anreize gab, einen Ausbruch zu melden. Die Tiere zu schlachten und das infizierte Fleisch heimlich und schnell auf dem Markt zu verscherbeln, war für die Züchter allemal lukrativer, was noch zur weiteren Ausbreitung der Schweinepest im Land beigetragen hat.

mmq/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren