Kampf gegen Inflation Britische und Schweizer Notenbanken erhöhen die Leitzinsen

Die Schweizerische Nationalbank überrascht mit einer deutlichen Leitzinserhöhung – und versetzt die Börsen in Aufregung. Auch die britischen Kollegen läuten die Zinswende ein.
Starker Franken, schwache Börsen: Zinserhöhung in der Schweiz

Starker Franken, schwache Börsen: Zinserhöhung in der Schweiz

Foto: Oliver Berg/ dpa

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat nach der US-Notenbank Fed auch die britische Zentralbank eine weitere Anhebung des Leitzinses angekündigt. Wie die Bank of England am Donnerstag mitteilte, steigt der zentrale Zinssatz um einen Viertelprozentpunkt und liegt damit künftig bei 1,25 Prozent. Zugleich prognostizierten die Währungshüter eine Inflation von mehr als elf Prozent im Oktober dieses Jahres.

Der massive Anstieg der Verbraucherpreise – befeuert vor allem von höheren Energiekosten – stellt derzeit viele Länder vor Probleme. In den USA hatte die Notenbank Federal Reserve am Mittwoch eine Anhebung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte und damit die stärkste Erhöhung seit knapp drei Jahrzehnten angekündigt. Ziel vieler Notenbanken ist eine Inflation von etwa zwei Prozent.

Weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen

Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach mehr als sieben Jahren die Zinsen erhöht. Der Leitzins und der Zins auf Sichteinlagen bei der Notenbank würden ab dem 17. Juni von minus 0,75 Prozent auf nun minus 0,25 Prozent heraufgesetzt, wie die SNB mitteilte. »Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift.«

Es sei nicht auszuschließen, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden, um die Teuerung auf mittlere Frist im Bereich der Preisstabilität zu stabilisieren, erklärten die Währungshüter.

Inflation sorgt für Kurswechsel

Der Druck auf das dreiköpfige SNB-Direktorium, sich der steigenden Inflation in der Schweiz entgegenzustemmen und nach mehr als sieben Jahren Negativzinsen und geldpolitischem Beharren einen Kurswechsel vorzunehmen, hatte zuletzt zugenommen. Zwar ist die Teuerung mit 2,9 Prozent im Jahresabstand im Mai im Vergleich zu mehr als acht Prozent in den USA und der Eurozone weiterhin moderat. Die Verbraucherpreise stiegen damit allerdings so stark wie seit fast 14 Jahren nicht mehr.

Die Notenbank peilt eine Inflation zwischen null und zwei Prozent an – dieser Wert wird seit Monaten überschritten. Die SNB rechnet im gesamten Jahr 2022 mit einer Teuerungsrate von 2,8 Prozent, nachdem im März noch 2,1 Prozent veranschlagt wurden. 2023 werden dann 1,9 (bislang: 0,9) Prozent erwartet.

Starker Franken, schwache Börsen

Der Franken zog im Anschluss an die geldpolitische Entscheidung kräftig an. Ein Euro kostet derzeit rund 1,024 Franken – vor der überraschenden Bekanntgabe war er noch für 1,038 Franken zu haben.

An Europas Börsen befeuerte die Erhöhung hingegen neue Sorgen um das ohnehin fragile Wachstum. Im Vorfeld hatte so gut wie kein Ökonom damit gerechnet, dass sich die SNB in die Riege der zinserhöhenden Notenbanken einreihen würde. Dementsprechend ging es nicht nur für den Deutschen Aktienindex Dax abwärts, der um zuletzt 2,85 Prozent absackte. Auch der MDax fiel um 3,09 Prozent – und der Schweizer SMI sank auf den tiefsten Stand seit Ende 2020.

rai/mik/dpa/AFP
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