Siemens gegen Areva
EU-Kartellwächter prüfen Kraftwerkklausel
Die EU schaltet sich in den Streit zwischen Siemens und Areva ein: Die Firmen wollen ein Joint Venture auflösen, doch laut einer Klausel dürfte Siemens dann jahrelang keine nukleare Kraftwerkstechnik mehr verkaufen. Jetzt wollen Wettbewerbswächter prüfen, ob diese Einschränkung rechtmäßig ist.
Siemens-Schriftzug: Schwierige Scheidung von Areva
Foto: DDP
München - Seit Monaten streiten Siemens und Areva um die Auflösung ihres Joint Venture Areva NP - jetzt schaltet sich die EU-Kommission in den Konflikt ein: Laut "Süddeutscher Zeitung" will sie ein Wettbewerbsverfahren eröffnen. Nach Angaben des "Handelsblatt" und der Nachrichtenagentur Reuters hat Siemens das Kartellverfahren gegen sich selbst angeregt, um seinen Kooperationsvertrag mit Areva von der EU-Kommission kippen zu lassen.
Im Fokus der Wettbewerbshüter steht den Berichten zufolge eine in den Verträgen mit Areva NP enthaltene Wettbewerbsklausel. Sie verbiete es Siemens, im Falle eines Ausscheidens aus dem gemeinsamen Unternehmen, für acht Jahre nukleare Kraftwerkstechnik zu verkaufen. Die Kommission wolle nun prüfen, ob das nachträgliche Wettbewerbsverbot dem EU-Recht entspreche.
Sollte die Kommission das Wettbewerbsverbot kippen, wäre das laut "Süddeutscher Zeitung" ein großer Erfolg für Siemens. Der Konzern dürfte seine Nuklear- und Kraftwerkstechnik dann solo verkaufen - und sich für Produktion und Vertrieb neue Partner suchen. Die Geschäftsaussichten sind gut: Bis 2030 prognostiziert die Internationale Energieagentur weltweit bis zu 400 neue Kernkraftwerke.
Auch im Poker um die Vertragsauflösung mit Areva geht es um Milliarden. Die Franzosen haben den Siemens-Anteil an dem Kernkraftwerksbauer Areva NP mit zwei Milliarden Euro veranschlagt. Abhängig von der EU-Entscheidung könnte der Preis, den Areva an Siemens für seinen Anteil zahlen muss, noch deutlich steigen oder sinken.
Siemens will zudem ein geplantes Joint Venture zum Bau von Atomkraftwerken mit der russischen Rosatom durchsetzen. Die Gründung der neuen Gemeinschaftsfirma ist seit einem Jahr überfällig. Areva und Siemens streiten sich seit längerem vor einem Schiedsgericht, das ein formales Bündnis mit Rosatom zunächst untersagt hatte.
Laut "SZ" sind Siemens und Areva am 21. Mai über das geplante Verfahren informiert worden. Ende dieser Woche wolle die EU-Wettbewerbsbehörde die Einleitung des Verfahrens öffentlich machen.