Geborstener Flügel in USA Windradpanne kostet Siemens Millionen

Beschädigte Siemens-Turbine im Ocotillo-Windpark: Dreistelliger Millionenschaden
Foto: Ocotillo Wind TurbineOcotillo - Nach dem Desaster beim Verkauf seiner Solarsparte, der Blamage der Zugsparte und der Verwicklung in ein U-Bahn-Kartell in Brasilien hat Siemens eine neue millionenteure Hiobsbotschaft zu verkraften. Der Münchner Industriekonzern hat offenbar auch große Probleme mit Onshore-Windrädern, die ihm die Bilanz fürs dritte Quartal endgültig ruinieren dürften.
Schon im Mai ist es in einem von Siemens bestückten Windpark in der kalifornischen Wüste zu einem folgenschweren Unfall gekommen: Von einem der mehr als hundert Windräder dort hatte sich ein mehr als 50 Meter langes und elf Tonnen schweres Rotorblatt gelöst und war rund 50 Meter entfernt auf eine Straße gekracht. Verletzt wurde offenbar niemand, aber seither legt der Konzern nicht nur in Kalifornien alle baugleichen Anlagen still, geht auf Fehlersuche und muss eventuell auch noch Umbaumaßnahmen mit einkalkulieren. Intern ist nach SPIEGEL-Informationen schon jetzt von zusätzlichen Kosten in Höhe von rund hundert Millionen Euro die Rede.
Das geborstene Rotorblatt ist Teil des 315-Megawatt-Windparks Ocotillo Wind Project, das die benachbarte Großstadt San Diego seit Dezember vergangenen Jahres mit Strom versorgen soll und gehört zur Baureihe SWT-2.3-108 des Unternehmens. Die dabei eingesetzten B53-Rotorblätter sind weltweit im Einsatz. Und das ist nicht der einzige technische Ärger, mit dem Siemens-Chef Peter Löscher zur Zeit zu kämpfen hat.
Weiterhin Probleme bereiten die vier Offshore-Plattformen von Siemens in der Nordsee, die noch immer nicht ans Netz angebunden werden können. Allein hier musste der Konzern bereits 600 Millionen Euro abschreiben. Ein ähnliches Image-Desaster ist die geplante Lieferung von 16 neuen ICE-Zügen geworden, die Siemens der Deutschen Bahn versprochen hat. Die Auslieferung wird immer weiter verschoben, weil es Software- und Zulassungsprobleme mit den Hochgeschwindigkeitszügen gibt. Zugleich versucht Löscher seit über einem Jahr, konzernweit mehr als sechs Milliarden Euro einzusparen, um den Anschluss an globale Konkurrenten wie General Electric nicht zu verlieren.
Umso schmerzhafter ist nun das Ocotillo-Desaster, das Siemens nicht nur in den Vereinigten Staaten Probleme bereiten könnte. In einer ersten - hierzulande kaum wahrgenommenen - Stellungnahme teilte der Konzern im Mai mit: "Siemens kennt die Ursachen des Zwischenfalls noch nicht", gab aber zugleich zu, dass es "einen ähnlichen Zwischenfall" schon davor in Iowa gegeben habe. Aktuell war von dem Münchner Konzern keine Stellungnahme zum Stand der Untersuchungen zu erhalten.