Neuer Konzernchef Kaeser "Das kann Siemens sich nicht leisten"

Siemens-Chef Kaeser: "Kein Anlass zu überschäumender Freude"
Foto: Joerg Koch/ Getty ImagesHamburg - Der Krach im obersten Kontrollgremium des Münchner Siemens-Konzerns ist noch nicht beigelegt. "Ungläubiges Erstaunen" habe sich im Aufsichtsrat breitgemacht, erfuhr der SPIEGEL von der Kapitalseite. So könne man ja nicht zusammenarbeiten. Deshalb sei es nicht ausgeschlossen, dass es zu weiteren personellen Konsequenzen komme, nachdem vergangene Woche schon Vorstandschef Peter Löscher abgelöst wurde.
An dessen Abberufung hatte sich auch der handfeste Streit zwischen Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und seinem Vize, Ex-Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann, entzündet. Ackermann und zwei weitere Mitglieder des Gremiums empfanden es als unwürdig, wie Löscher vom Hof gejagt werden sollte, stimmten am Ende aber auch für seine Abberufung.
Kaeser will Konzern "beruhigen und befrieden"
Der Löscher-Nachfolger und neue Siemens-Chef Joe Kaeser, 56, sagte derweil im Interview mit dem SPIEGEL, das Unternehmen "muss jetzt beruhigt und befriedet werden, damit wir uns wieder mehr auf unsere Werte besinnen können".
Weitere Flops wie zuletzt mit der Anbindung der Offshore-Windparks oder der immer weiter verzögerten Auslieferung neuer ICE-Züge "kann Siemens sich nicht leisten". Über den langfristigen Erfolg eines Unternehmens entscheide "nicht in erster Linie ein Strategiepapier, sondern die Kultur eines Unternehmens".
Er sei zwar "stolz, Siemens-Chef zu sein. Aber zu überschäumender Freude besteht angesichts der Umstände meiner Ernennung kein Anlass". Er werde "keine faulen Kompromisse eingehen, wenn ich überzeugt bin, dass etwas für das Unternehmen richtig ist und gemacht werden muss". Nun sei es aber Zeit, "neue Entschlossenheit und Aufbruchstimmung" zu schaffen.