Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel wird Aufsichtsrat der Deutschen Bank

Sigmar Gabriel (Archivbild): "Überzeugter Europäer und Transatlantiker"
Foto: HAYOUNG JEON/ EPA-EFE REXDie Deutsche Bank holt den früheren SPD-Chef und Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in ihren Aufsichtsrat. Er folgt auf Jürg Zeltner, der sein Mandat Ende des vergangenen Jahres niedergelegt hat, teilte die Bank mit. Demnach werde Gabriel zunächst gerichtlich als Mitglied des Kontrollgremiums bestellt, bevor er sich auf der nächsten Hauptversammlung den Aktionären zur Wahl stellen werde. Zeltner wurde erst im Sommer in das Gremium berufen, die Finanzaufsicht lehnte ihn aber wegen Interessenkonflikten ab.
Bei Gabriel handele es sich um einen "überzeugten Europäer und Transatlantiker", wird Aufsichtsratschef Paul Achleitner in einer Mitteilung der Bank zitiert. Als früherer Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister werde Gabriel aufgrund seiner Erfahrungen einen besonderen Beitrag leisten. In "geopolitisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten" müsse sich eine globale Bank "ganz neuen Erwartungen und Anforderungen stellen".
Gabriel selbst ließ mitteilen, er wolle einen Beitrag dazu leisten, dass die Deutsche Bank die Zukunft der deutschen und europäischen Wirtschaft mit einer "nun klaren Strategie" mitgestalte. Die Berufung in das Aufsichtsgremium sei für ihn eine "große Ehre".
Erst im November war Gabriel aus dem Bundestag ausgeschieden, in dem er zuvor 14 Jahre als Abgeordneter saß. Der 60-Jährige war kurz vor seinem Ausscheiden als Favorit für das Präsidentenamt des mächtigen Autolobbyverbands VDA gehandelt worden, verzichtete jedoch nach heftiger Kritik darauf. Mitte November übernahm Gabriel bei der US-Denkfabrik Eurasia Group einen Posten als Politikberater. Zudem ist der frühere SPD-Chef Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Gabriel war insgesamt neun Jahre lang Bundesminister, von Dezember 2013 bis März 2018 auch Vizekanzler im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Von 2009 bis 2017 stand Gabriel als Vorsitzender an der Spitze der SPD.
Gabriel hat bereits Erfahrung in der Bankbranche
Auch in der Bankbranche hat Gabriel während seiner politischen Karriere bereits Erfahrung gesammelt. Er gehörte von 2005 bis 2009 dem Verwaltungsrat der staatlichen Förderbank KfW an und hat das Gremium zeitweise auch geleitet.
Mit rechtlichen Problemen muss Gabriel bei einem Wechsel in die Wirtschaft nicht rechnen: Das Bundesministergesetz sieht lediglich vor, dass Mitglieder der Bundesregierung "innerhalb der ersten 18 Monate nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt eine Erwerbstätigkeit oder sonstige Beschäftigung außerhalb des öffentlichen Dienstes" anzeigen müssen.
Für die Deutsche Bank ist damit eine heikle Personalsuche beendet: Gabriels Vorgänger Zeltner war sowohl von der Europäischen Zentralbank (EZB) als auch der deutschen Finanzaufsicht BaFin abgelehnt worden. Sie sahen Interessenkonflikte wegen seiner Position als Chef und Investor bei der Luxemburger Privatbankengruppe KBL, die vom Deutsche-Bank-Großaktionär Katar kontrolliert wird. Das Anrecht auf die Besetzung des Aufsichtsratspostens bei der Deutschen Bank hatte Katar, das über zwei Fonds mehr als sechs Prozent an der Deutschen Bank hält .
Insidern zufolge hatte Aufsichtsratschef Achleitner Gabriel selbst für den Sitz im Gremium vorgeschlagen, man habe sich im Vorfeld mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern.