Online-Sporthändler Signa Sports geht durch die Hintertür an die Börse

Im Fahrradhandel baut Signa Sports durch den Börsengang seinen Marktanteil aus
Foto: Signa Sports UnitedDer Sport-Onlinehändler Signa Sports United (SSU) will mit einem SPAC fusionieren und über diesen Umweg an die New Yorker Börse gehen. Das Berliner Unternehmen, das Internetshops wie Fahrrad.de, Tennis Point, Campz oder Outfitter betreibt, bestätigte mit seiner Mitteilung einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Durch das Zusammengehen mit der Yucaipa Acquisition Corporation werde das neue Unternehmen mit rund 3,2 Milliarden US-Dollar (2,6 Mrd. Euro) bewertet. Yucaipa bringt 345 Millionen Dollar an Eigenkapital ein, zusätzlich erhält SSU 300 Millionen Dollar aus einer Kapitalerhöhung von an der SPAC-Transaktion teilnehmenden Investoren.
Ein SPAC (»Special Purpose Acquisition Company«) ist eine bereits gelistete Unternehmenshülle, die mit einem nicht notierten Konzern fusioniert. Das einzige Ziel von SPACs ist es, ein operativ tätiges Unternehmen zu übernehmen und diesem dadurch zu einer Börsennotiz zu verhelfen. Solche Geschäfte gelten bei Experten angesichts hoher Unsicherheiten für Anleger als besonders riskant.
Der Börsengang ermögliche es, in Europa weiter Marktanteile zu erobern und die internationale Expansion zu beschleunigen, erklärte SSU-Chef Stephan Zoll. Einen Teil der Einnahmen nutzt das Unternehmen für den Kauf des britischen Fahrrad-Onlinehändlers Wiggle mit einem Jahresumsatz von rund 500 Millionen Dollar. Dessen Eigentümer, der Finanzinvestor Bridgepoint, wird im Zuge des Deals ebenfalls Anteilseigner von SSU.
Dadurch wird Onlinehändler etwa viermal so groß wie der Dresdner Konkurrent Bike24, der derzeit auf das Frankfurter Parkett strebt. Der Onlinehandel mit Sportartikeln, unter anderem mit Fahrrädern, ist in der Coronakrise rasant gewachsen. Der globale Markt für Sportartikel wird auf mehr als eine Billion Dollar im Jahr geschätzt.
SSU wollte eigentlich bereits 2018 über einen klassischen Börsengang an den Kapitalmarkt, entschied sich dann aber für eine private Finanzierungsrunde. Seither sind der japanische Handelskonzern Aeon und die asiatische Central Group sowie die deutsche R+V Versicherungsgruppe beteiligt. Sie alle bleiben nach der SPAC-Transaktion Aktionäre. Rund 50 Prozent des Unternehmens werden der Unternehmensgruppe Signa des Investors Rene Benko gehören. Die Gruppe des Österreichers umfasst zahlreiche Immobilien sowie den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof.
SSU ist nach eigenen Angaben der weltweit größte reine Online-Sportartikelhändler und betreibt in 20 Ländern mehr als 100 Internetshops mit jährlich über sieben Millionen Onlinekunden. Inklusive der jüngsten Akquisitionen erwartet das Unternehmen für das im September zu Ende gehende Geschäftsjahr 2020/21 einen Betriebsgewinn von rund 70 Millionen Dollar und Umsätze von 1,6 Milliarden Dollar. Die Erlöse sollen in den kommenden fünf Jahren um mehr als 25 Prozent jährlich zulegen. Die Gewinnmarge soll sich langfristig auf 12 bis 15 Prozent verdreifachen.