Skandal bei Hamburg Mannheimer Ergo fahndet nach weiteren Sex-Partys

War das ausschweifende Fest in Budapest kein Einzelfall? Versicherer Ergo forscht jetzt nach, ob es weitere Sex-Sausen bei seinem Tochterunternehmen gab. Die Versicherungsbranche schäumt vor Wut über den Skandal.
Ergo-Zentrale in Düsseldorf: "Strukturvertriebe sind keine Kinder von Traurigkeit"

Ergo-Zentrale in Düsseldorf: "Strukturvertriebe sind keine Kinder von Traurigkeit"

Foto: A3276 Martin Gerten/ dpa

Düsseldorf - Diese Party hat ein Nachspiel: Das rauschende Sexfest mit kostenlosen Gespielinnen, das die Ergo-Tochter HMI für ihre besten Vetreter schmiss, wirft ein schlechtes Licht auf die gesamte Versicherungsbranche. Nun steht die Frage im Raum, ob solche ausufernden Partys unter Versicherungsvertretern üblich sind.

Der Ergo-Konzern hofft, diese Frage verneinen zu können. Er untersucht jetzt, ob es weitere Feiern gab. "Wir sind uns sehr sicher, dass sich das seit 2007 nicht wiederholt hat", sagte eine Unternehmenssprecherin. Über die Jahre davor konnte das Unternehmen am Freitag noch keine Angaben machen: "Die Nachforschungen dazu dauern noch an", hieß es.

Der zum Ergo-Konzern gehörende Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer HMI hatte 2007 seine besten 100 Vertreter nach Budapest eingeladen. Für die akquisestärksten Mitarbeiter standen in einer angemieteten Therme Prostituierte mitsamt Himmelbetten zur freien Verfügung. Ergo hat bestätigt, dass an jenem Abend während einer sogenannten "Incentive"-Reise etwa 20 Prostituierte anwesend gewesen seien.

Dass der pikante Ausflug nun nun bekannt wurde, könnte laut "Financial Times Deutschland" an einem Streit ehemaliger Vertreter um Ausgleichszahlungen liegen. Diese sähen sich laut Branchenkreisen um viele Millionen Euro gebracht und kämpften bereits seit Jahren um das Geld, schreibt die Zeitung. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE wollte sich Ergo zu dem Bericht nicht äußern.

Versicherungsbranche massiv verstimmt

In der Versicherungsbranche hat die Sex-Party für massive Verstimmung gesorgt, Versicherer und Verbände fürchten um ihr Image. "Es ist verabscheuungswürdig, was da abgelaufen ist - grausam, in welches Licht man gezogen wird", sagte Hans-Georg Jenssen, Vorstand des Verbands Deutscher Versicherungsmakler.

Möglicherweise sei der Skandal aber auch "typisch für besonders auf Erfolg getrimmte strukturierte Vertriebsformen", sagte Jenssen. "Die Strukturvertriebe sind keine Kinder von Traurigkeit. Um die Truppe trotz schrumpfender Märkte bei Laune zu halten, muss immer mehr geboten werden."

"Es macht uns Sorgen, dass so etwas passieren kann", sagte auch ein Sprecher des Bundesverbands der Versicherungskaufleute in Bonn. "Ein ganzer Berufsstand wird dadurch in ein schlechtes Licht gerückt."

Auch die Anbieter von "Incentive"-Reisen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern oder Geschäftspartnern zur Belohnung und Motivation spendieren, sind darüber entsetzt, dass ein Unternehmen aus ihren Reihen eine solche Sause organisiert haben soll. Das sei "unfassbar", sagte ein Veranstalter.

seh/dpa
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