Smartphone-Pionier Blackberry rutscht wieder in Verlustzone

Blackberry Z10: Neue Handys des Herstellers verkaufen sich schlecht
Foto: Nathan Denette/ APWaterloo - Sie gelten als letzter Hoffnungsträger eines angeschlagenen Konzerns - doch Blackberrys von Grund auf neu entwickelte Smartphones verkaufen sich schlechter als gedacht. Im ersten Geschäftsquartal - das bei dem kanadischen Unternehmen von März bis Anfang Juni dauerte - lieferte Blackberry rund 6,8 Millionen Handys aus. Marktbeobachter hatten hingegen mit einem Absatz von 7,5 Millionen Exemplaren gerechnet.
Zudem machte das Unternehmen im gleichen Zeitraum einen Verlust von 84 Millionen Dollar. Blackberry selbst hatte in Aussicht gestellt, die Gewinnschwelle zu erreichen. Dementsprechend schockiert reagierten die Anleger. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte vorbörslich zeitweise um mehr als 20 Prozent ab.
Noch im Vorquartal hatte Blackberry mit Gewinnen überrascht. Der deutsche Konzernchef Thorsten Heins hatte einen rigorosen Sparkurs eintgeleitet und im Zeitraum von Anfang Dezember bis Anfang März ein Plus von knapp hundert Millionen Euro erwirtschaftet. Nun stürzt das Unternehmen wieder in die Verlustzone.
Heins wollte trotz der enttäuschenden Verkaufszahlen der neuen Modelle nicht von einem Fehlschlag sprechen. "Wir stehen immer noch am Anfang dieser Produkteinführung", sagte der frühere Siemens-Manager. Im Januar hatte er die ersten Modelle mit dem Betriebssystem Blackberry 10 vorgestellt: das Z10 mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm sowie das Q10 mit klassischer Tastatur. Im Mai folgte das günstigere Q5 hinzu, das vor allem für Schwellenländer gedacht ist. Jedoch dauerte es nach der Präsentation teilweise Monate, bis die Smartphones tatsächlich im Laden verfügbar waren.
Dickes Finanzpolster für Konzernumbau
Zumindest kann Blackberry für die neuen Modelle höhere Preise verlangen. Obwohl die Zahl der verkauften Smartphones von 7,8 Millionen im Vorjahreszeitraum um eine Million sank, stieg der Umsatz um neun Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Allerdings gab Blackberry auch spürbar mehr aus, unter anderem schaltete es teure TV-Werbung, um die neuen Modelle bekannt zu machen.
Wegen der niedrigen Verkaufszahlen hat sich laut der Marktforschungsfirma IDC jedoch inzwischen Microsofts Windows Phone an Blackberry vorbei auf Rang drei der beliebtesten Smartphone-Betriebssysteme geschoben. Mit einem Marktanteil von jeweils rund drei Prozent liegen jedoch beide Systeme weit abgeschlagen hinter Googles Android und Apples iOS. Dennoch konnte das Management zahlreiche Entwickler überzeugen, Apps für das neue Betriebssystem zu erstellen, um Kunden einen Wechsel zu Blackberry schmackhaft zu machen.
Für das laufende Geschäftsquartal, das bis Anfang September dauern wird, rechnet Blackberry erneut mit einem operativen Verlust. Der scharfe Wettbewerb am Smartphone-Markt werde anhalten, erklärte die Firma, die bis vor kurzem noch Research in Motion (RIM) hieß. Der Sparkurs soll deshalb beibehalten werden, dazu gehört unter anderem der Abbau von 5000 von 16.500 Stellen. Blackberry hat zudem ein dickes Finanzpolster: Die Kanadier können auf Bares und kurzfristige Anlagen von 2,8 Milliarden Dollar zurückgreifen, um ihren Umbau zu bewerkstelligen.