Strafzölle auf Importe USA riskieren Solar-Krieg mit China

Solarpark in China: Hersteller in den USA wehren sich gegen Billigkonkurrenz
Foto: Anonymous/ APWashington - Im Kampf um die Vormachtstellung in der Solarbranche zeichnet sich ein Handelskrieg zwischen den USA und China ab. Die Regierung in Washington will heimische Unternehmen vor Billigkonkurrenten schützen und Importe chinesischer Solarfirmen mit hohen Strafzöllen belegen. Das amerikanische Handelsministerium setzte den Abgabensatz für Einfuhren der Spitzenexporteure der Volksrepublik, Suntech Power und Trina Solar, mit etwa 31 Prozent fest.
Auch der Hersteller Yingli muss 31 Prozent zahlen. Im Extremfall kann laut der vorläufigen Entscheidung des Ministeriums für Firmen sogar ein Aufschlag von 250 Prozent fällig werden. Das käme einem Einfuhrverbot gleich. Die USA werfen den chinesischen Konkurrenten Preisdumping vor. Sie böten wegen staatlicher Subventionen ihre Produkte unter den Herstellungskosten an, hieß es.
Die Zölle gelten ab sofort und für Zellen, die vor bis zu drei Monaten hergestellt wurden. Die endgültige Entscheidung, ob es bei Strafzöllen bleibt, wird Anfang Oktober getroffen. Laut Handelsministerium exportierte China im vergangenen Jahr Solarzellen im Volumen von 3,1 Milliarden Dollar und damit doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Die chinesischen Solaranbieter haben einen Weltmarktanteil von über 60 Prozent.
Der jetzige Schritt ist ein Etappensieg für die deutsche Firma Solarworld und Solarhersteller aus den USA. Gemeinsam hatten sie als "Coalition for American Solar Manufacturing" Klage eingereicht und das Verfahren damit ins Rollen gebracht. Besonders Frank Asbeck, Chef der deutschen Solarworld AG, hat sich als Kämpfer gegen chinesische Billigimporte einen Namen gemacht. Die USA sind der wichtigste Markt für sein Unternehmen.
Deutsche Firma hofft auf Eingreifen der EU
Die Entscheidung des US-Handelsministeriums mache Mut, dass man zu einem fairen Wettbewerb zurückkehren könne, sagte Asbeck nun. "Illegale chinesische Handelspraktiken zerstören den Solarmarkt und gefährden zahlreiche Arbeitsplätze", erklärte er. Solarworld betreibt eine große Produktion in Hillsboro im US-Bundesstaat Oregon. Das Urteil aus den USA sei ein "Signal an Europa, wo vergleichbare Maßnahmen greifen müssen". Asbeck hofft, dass auch die EU-Kommission bald aktiv wird.
Allerdings birgt der Schritt des US-Handelsministeriums politische Brisanz und dürfte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und China belasten. Das chinesische Handelsministerium verurteile die Zölle als unfair. Die USA provozierten Spannungen im Bereich der Ökostromerzeugung und lieferten ein negatives Beispiel für Protektionismus, hieß es.
Chinesische Hersteller von Solartechnik wiesen die Preisdumping-Vorwürfe umgehend zurück. Vertreter mehrerer Firmen warnten, die angedrohten Zölle könnten Bemühungen gefährden, saubere Energie zu fördern.
Der Vertriebschef des chinesischen Herstellers Suntech , Andrew Beebe, kritisierte, die US-Entscheidung spiegele nicht die Realität des hohen Wettbewerbs in der Industrie wider. Suntech erziele positive Margen, weil die Umsätze höher seien als die Produktionskosten. Beebe kündigte an, eng mit dem US-Handelsministerium zusammenarbeiten zu wollen, um der Behörde zu beweisen, dass die Zölle von 31 Prozent für sein Unternehmen nicht gerechtfertigt seien. In der Branche hieß es, Unternehmen, die mit dem Ministerium kooperierten, kämen noch mit vergleichsweise niedrigen Zöllen davon.
Börse feiert amerikanische und deutsche Solarhersteller
Weltweit tobt in der Solarbranche ein Preiskampf. Hersteller in den USA und Europa können kaum mit den günstigen Angeboten chinesischer Anbieter mithalten. Dazu kommt, dass Regierungen in Europa die staatlichen Subventionen zusammenstreichen. Auch in Deutschland wurde die Förderung deutlich gekürzt.
Viele Solarfirmen schreiben rote Zahlen. In Deutschland gab es zuletzt eine Pleitewelle. Solon , Solar Millennium , Sovello und auch Solarhybrid mussten Insolvenz anmelden. Q-Cells und Conergy kämpfen ums Überleben.
Angesichts der Branchenkrise waren Solarwerte an der Börse zuletzt enorm unter Druck. Doch infolge der Nachrichten aus den USA feierten Anleger europäische und amerikanische Firmen. Der Kurs von Solarworld schoss am Vormittag zeitweise um 18 Prozent nach oben. Die Aktien des US-Herstellers First Solar hatten bereits am Donnerstag um knapp sieben Prozent zugelegt, die an der Wall Street gelisteten Titel des chinesischen Konkurrenten Trina Solar waren dagegen um fast acht Prozent abgesackt. Marktbeobachter erwarteten jedoch, dass der Effekt durch die Zölle nur vorübergehend anhält.
Experten warnen vor negativen Folgen der Zölle
Einige Branchenkenner rechnen auf Dauer sogar mit negativen Folgen durch Strafzölle. Die Vereinigung Coalition for Affordable Solar Energy (CASE), die sich gegen die Aufschläge einsetzt, warnt vor einem Abbau von Arbeitsplätzen in den USA. Kritiker warnen zudem, Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung könnten weitere Zehntausende Jobs kosten.
"Die Zölle mögen dem Unternehmen in den USA zwar helfen, aber dann werden die chinesischen Module eben in andere Märkte verkauft und dort den Preisdruck erhöhen - eine wirkliche Verbesserung der Lage ist das also nicht", schrieb ein Analyst.
Auch Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin äußerte Zweifel an der Tauglichkeit der Strafzölle. Sie seien kurzsichtig und beschwörten die Gefahr von Gegenmaßnahmen herauf, sagte er. Die Nachfrage in den USA sei nicht zuletzt aufgrund des bisherigen Preisverfalls so hoch gewesen. Anti-Dumping-Zölle würden jedoch zwangsläufig auf die Konsumenten abgewälzt.
Für die deutschen Solarunternehmen sieht Hummel keine langfristigen positiven Effekte. Abgesehen von Solarworld und Bosch Solar gebe es kaum noch Zellen- und Modulhersteller in Deutschland, sagte er. "Die große Mehrheit verbaut chinesische oder taiwanesische Zellen oder lässt im Auftrag fertigen."