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Drohender Förderstopp Erste Solarprojekte finden keine Finanzierung mehr

Erst Wind, nun Solar: Wegen der verfahrenen Energiepolitik der Großen Koalition droht der nächsten Zukunftsbranche die Krise. Erste Solarprojekte bekommen keinen Kredit mehr, weil die Förderung derzeit nicht sicher ist.
aus DER SPIEGEL 8/2020
Solarmodule (Archivbild)

Solarmodule (Archivbild)

Foto: Jens Büttner/ dpa

Das drohende Ende der staatlichen Förderung von Solarenergie hat für die Branche bereits jetzt Folgen. Erste Banken würden die Finanzierung neuer Projekte ablehnen, heißt es beim Solarmodulhersteller Hanwha Q Cells in Bitterfeld-Wolfen. "Vor allem für Großanlagen mit einer Leistung von 100 bis 750 Kilowatt bekommen unsere Kunden teilweise keine Kredite mehr", sagte ein Unternehmenssprecher.

Beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) haben sich bereits mehr als ein Dutzend Firmen gemeldet, die über ähnliche Probleme klagen. Betroffen seien meist Fotovoltaikanlagen, die ab April gebaut werden sollen, heißt es beim Verband.

Der Staat hat die Förderung der Solarenergie auf 52 Gigawatt begrenzt. Bei Hanwha Q Cells schätzt man, dass dieser Deckel schon im März erreicht werden könnte. Viele Kunden würden Projekte vorziehen, weil diese ohne Förderung nicht realisiert werden könnten, teilte ein Sprecher mit. "Gleichzeitig spüren wir bereits die schwindende Nachfrage nach Solarmodulen für das zweite und dritte Quartal."

Der Branche sei durch die verfahrene Energiepolitik schon jetzt ein Schaden entstanden, so der Unternehmenssprecher. "Selbst wenn der Deckel noch rechtzeitig aufgehoben wird, werden bereits heute größere Projekte aufgrund der Unsicherheit nicht weiterentwickelt."

Faustpfand für die Windenergie

Die Große Koalition wollte den Solardeckel längst beseitigt haben. Doch die CDU nutzt ihn als Druckmittel in Verhandlungen mit der SPD über eine neue pauschale Abstandsregel für Windräder.

Eine Entscheidung soll Anfang März im Kanzleramt fallen, doch in der Großen Koalition ist man skeptisch, ob das gelingen kann. Die Lage sei ziemlich verfahren, sagt einer, der bei den Verhandlungen mit am Tisch sitzt.

Wirtschaftsvertreter mahnen die Politik zur Eile. "Angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen bei der Umsetzung der Klimaziele wäre es keinesfalls nachvollziehbar, wenn neben den gravierenden Problemen der Windbranche nun auch noch die Solarbranche mit ihren über 30.000 Beschäftigten in vermeidbare Schwierigkeiten geraten würde", heißt es in einem offenen Brief von rund einem Dutzend Verbänden an Regierung und Parlament.

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