»Es ist ein Fehler aufgetreten« Spanische Bahn bestellt zu große Züge für ihre Tunnel

Da hat sich wohl jemand verschätzt: Die spanische Staatsbahn Renfe hat 31 Züge bestellt, die sie nicht durch ihre Tunnel kriegt. Jetzt fahren erst mal weiter die alten Modelle – und der Renfe-Chef zieht Konsequenzen.
Zug der spanischen Staatsbahn Renfe: »Köpfe großer Tiere« müssen rollen

Zug der spanischen Staatsbahn Renfe: »Köpfe großer Tiere« müssen rollen

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JOSEP LAGO / AFP

Die spanische staatliche Bahngesellschaft Renfe hat 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu groß sind. Rund drei Wochen nach der Aufdeckung des Skandals trat Renfe-Präsident Isaías Táboas am Montag zurück, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete. Auch die Staatssekretärin im Transportministerium, Isabel Pardo, habe ihren Posten zur Verfügung gestellt. Transportministerin Raquel Sánchez nahm die Rücktritte am Abend Medienberichten zufolge an.

Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen. Die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen Kantabrien und Asturien wollten sich am späten Montagnachmittag in Madrid mit Sánchez treffen, um über finanzielle Entschädigungen zu verhandeln.

Die Zeitung »El Comercio «, die den Skandal aufgedeckt hatte, zitierte die Ministerin Sánchez nach dem Treffen mit den Worten. »Es ist ein Fehler aufgetreten, der im Februar 2021 entdeckt wurde, und es hat lange gedauert, ihn zu beheben, eine unerträgliche Zeit.« Eine Entschädigungssumme wird aber nicht genannt.

Die Ministerpräsidenten Miguel Ángel Revilla (Kantabrien) und Adrián Barbón (Asturien) hatten vor dem Treffen mit Sánchez und vor der Bekanntgabe der Rücktritte gefordert, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Es müssten auch »die Köpfe großer Tiere rollen«, sagte Revilla. Bisher waren nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungs-Behörde Adif gefeuert worden. Sie seien lediglich Sündenböcke, meinte Revilla.

Obwohl die Bestellung bereits 2020 getätigt worden war, kam das spanische Zugdebakel erst Ende Januar durch einen Bericht der Regionalzeitung »El Comercio« ans Licht. Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden. Madrid veröffentlichte am Samstag die neue Bestellung an den Transporthersteller CAF.

Bahnnetz aus dem 19. Jahrhundert

Mit den neuen Zügen soll die veraltete Flotte der an das nationale Eisenbahnnetz nicht so gut angebundenen Regionen ersetzt werden. Das Bahnnetz in Kantabrien und Asturien stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und führt durch eine gebirgige Landschaft. Die Tunnel der beiden Regionen haben heute noch unterschiedliche Dimensionen, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

Spanien gilt als Musterland des Schnellbahnverkehrs. Die mit Geschwindigkeiten von bis zu 310 Kilometern pro Stunde verkehrenden AVE-Züge sind für ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt.

sol/dpa

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