Marode Sparkasse Spaniens Bankenmisere schickt Euro auf Talfahrt

Hiobsbotschaften aus Spanien haben den Kurs des Euro gedrückt. Die Rettung der teilverstaatlichten Großsparkasse Bankia könnte deutlich teurer werden. Inzwischen ist von 15 Milliarden Euro mehr die Rede. Die Gemeinschaftswährung fiel nach entsprechenden Berichten auf 1,25 Dollar.
Bankia-Gebäude in Madrid: Politischer Sprengstoff

Bankia-Gebäude in Madrid: Politischer Sprengstoff

Foto: Denis Doyle/ Getty Images

Madrid - Der Euro   hat zum Wochenausklang weiter an Wert verloren. Am Freitag pendelte die Gemeinschaftswährung zwischen 1,25 und 1,26 Dollar. Zeitweise erreichte sie den niedrigsten Stand seit Sommer 2010. Grund für den fallenden Kurs waren schlechte Nachrichten aus Spanien.

Zum einen braucht die angeschlagene Großbank Bankia offenbar mehr Geld. Zum anderen bat ausgerechnet Katalonien, die reichste autonome spanische Region, die Zentralregierung in Madrid um rasche Finanzierungshilfe. An den Finanzmärkten wächst nun die Sorge vor einer Verschärfung der Schuldenkrise.

Der Kampf um die Rettung der Großbank Bankia ist in eine entscheidende Phase getreten. Die Finanzmarktaufsicht des Landes griff am Freitag zu radikalen Mitteln - und stoppte kurzerhand den Handel mit Bankia-Aktien, Aktien der viertgrößten Bank des Landes. Der Bankia-Vorstand müsse zunächst klären, wie viel Staatshilfe das angeschlagene Institut benötige, sagte die Behörde zur Begründung. Ein normaler Aktienhandel sei wegen der besonderen Umstände nicht gewährleistet.

Ursprünglich war von einem Finanzbedarf in Höhe von rund neun Milliarden Euro die Rede. Insidern zufolge liegt der tatsächliche Bedarf aber bei mehr als 15 Milliarden Euro. Der Hilfsantrag und der Restrukturierungsplan von Bankia sollten am Freitagabend bekanntgegeben werden.

Um die Sanierung der Problembank zu stemmen, wird die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy nicht umhin können, sich mit frischen Mitteln an den Finanzmärkten zu versorgen. Die Zeiten dafür sind allerdings denkbar ungünstig. Anleger verlangen derzeit hohe Zinsen von dem Krisenland. Viele Experten halten es für unmöglich, dass Spanien seine bereits mehrfach nach oben korrigierten Neuverschuldungsziele erreichen wird.

Banken-Rettung birgt politischen Sprengstoff

Daneben birgt die Rettung von Sparkassen erheblichen politischen Sprengstoff. Denn gleichzeitig streicht Rajoy etwa die Ausgaben für Schulen und Krankenhäuser kräftig zusammen. Um die europäischen Defizitvorgaben zu erfüllen, plant der Regierungschef Einsparungen von mehr als 45 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone kämpft mit den Folgen einer Immobilienblase. Das Land befindet sich mittlerweile in einer zweiten Rezession und leidet unter einer Arbeitslosigkeit in Rekordhöhe.

Der Häuserpreis-Crash traf vor allem die Sparkassen, die nun auf einem Berg fauler Kredite sitzen. Die schwelende Unsicherheit über das Ausmaß der Belastungen lähmt die spanische Wirtschaft. Mehrfach hat die Regierung Rettungspakete für die Bankenbranche geschnürt. Zudem drängt sie die Institute zu Notfusionen. Analysten gehen davon aus, dass es am Jahresende nur noch sechs spanische Sparkassen geben könnte. Vor einigen Jahren waren es noch 40.

Bankia ist ein solches Konglomerat aus sieben Instituten - und erweist sich mittlerweile als Milliardengrab. Die Geldlücke wurde in den vergangenen Monaten immer größer. 4,5 Milliarden Euro hat die Regierung bereits in die Sparkasse gepumpt. Den zusätzlichen Bedarf hatte Wirtschaftsminister Luis de Guindos noch am Mittwoch mit den genannten neun Milliarden Euro angegeben. Doch nun dürften es deutlich mehr werden - und die Gesamtrechnung vielleicht sogar auf rund 20 Milliarden steigen.

Katalonien ruft Zentralregierung um Hilfe an

Manche Börsenexperten halten es für sinnvoll, so viel Geld auf den Tisch zu legen. Ein Ende mit Schrecken sei besser als ein Schrecken ohne Ende, lautet ihr Argument. "Die Idee ist, dass die 15 Milliarden Euro den aktuellen Finanzbedarf abdecken sollen ebenso wie den, der plötzlich noch auftauchen könnte", sagte Sonia Tardio vom Wertpapierhandelshaus Renta4 in Madrid. "Das soll dem Markt die Sicherheit geben, dass es keine überraschenden Ankündigungen mehr gibt."

Dazu dient auch die geplante großangelegte Untersuchung des gesamten spanischen Banksektors durch unabhängige Bilanzprüfer. Um die Wirkung zu steigern, soll die Untersuchung von der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) beaufsichtigt werden.

Neben den Problemen der maroden Bankia ereilte auch ein Hilferuf Kataloniens nach Finanzhilfen die spanische Zentralregierung. Die autonome Region Katalonien, die ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet, hat nach den Worten ihres Präsidenten Artur Mas Probleme bei der Umschuldung von fälligen Krediten im Volumen von mehr als 13 Milliarden Euro.

Mas richtete einen dramatischen Appell an die Regierung. "Uns ist es egal, wie sie es tun, aber wir müssen Zahlungen tätigen am Monatsende", mahnte er. "Unsere Wirtschaft kann sich nicht erholen, wenn wir unsere Rechnungen nicht begleichen können." Der Region gingen die Möglichkeiten zur Schuldenrefinanzierung aus. Die 17 hoch verschuldeten Regionen stehen im Zentrum der spanischen Krise.

yes/mmq/Reuters/dapd
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