Hobbykeller-Hype Spielwarenbranche trotzt der Coronakrise – Märklin meldet hohe Nachfrage

Märklin profitiert vom Kaufverhalten in der Corona-Pandemie: Der Firmenchef freut sich über »extrem viele« neue Heim-Lokführer. Der Modeleisenbahnhersteller ist nicht der einzige Gewinner der Spielwarenbranche.
Hohe Nachfrage – vor allem bei der Servicehotline

Hohe Nachfrage – vor allem bei der Servicehotline

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Axel Heimken/ AP

Während die Deutsche Bahn in der Coronakrise den größten Verlust ihrer Geschichte meldete, gibt es offenbar immer mehr Hobby-Lokführer in deutschen Wohnzimmern und Bastelkellern. Der Modelleisenbahnhersteller Märklin jedenfalls verzeichnete während der vergangenen Monate eine stark gestiegene Nachfrage.

Die Nachfrage macht sich beim Marktführer vor allem bei der Servicehotline bemerkbar. »Es gibt extrem viele Leute, die sich neu mit dem Hobby beschäftigen und Aufbauhilfe brauchen«, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Florian Sieber über die Kunden des Göppinger Unternehmens. Allerdings seien die Produktionskapazitäten eingeschränkt. Aufgrund der Coronakrise standen im Frühjahr die Märklin-Fabriken am deutschen Stammsitz Göppingen und in Ungarn über Wochen still.

Anfang des Jahres hatte Sieber dennoch von einem Umsatzplus um fünf auf 117 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019/2020 gesprochen. Mit 112 Millionen Euro Umsatz schloss das Geschäftsjahr nun auf Vorjahresniveau. Für dieses Jahr wagt Sieber keine genaue Prognose, hält aber ein leichtes Wachstum für möglich.

»Gut, dass die Spielwarengeschäfte trotz zweiter Welle geöffnet sind«

Auch die Spielwarenbranche erwartet trotz der Coronakrise insgesamt ein gutes Weihnachtsgeschäft. »Corona-Zeit ist Familien-Zeit«, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels, Steffen Kahnt. »In Zeiten von Lockdown, Homeoffice & Co. geben die Deutschen mehr Geld für Spielzeug aus.« Den Prognosen zufolge werden es am Ende des Jahres 3,7 Milliarden Euro sein – acht Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Spielwarenbranche zähle zu den Gewinnern der Pandemie, sagte auch Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie in Nürnberg. »Die Entwicklung zeigt erneut, dass an Spielzeug nicht gespart wird.« Von Januar bis Oktober konnte der Umsatz auf dem deutschen Spielzeugmarkt nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmen npd Group um 172 Millionen Euro wachsen, das sind elf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Umsatztreiber waren demnach Gesellschaftsspiele und Puzzle, Outdoor-Spielzeug und Bausätze.

Bereits in den vergangenen drei Jahren hatten die Verbraucher in Deutschland für Spielzeug zunehmend mehr Geld ausgegeben, im vergangenen Jahr waren es 3,4 Milliarden Euro. Mit Blick auf das Geschäft im laufenden Jahr sagte Verbandsgeschäftsführer Kahnt: »Gut, dass die Spielwarengeschäfte trotz zweiter Welle geöffnet sind.«

Auch die Modelleisenbahnbranche insgesamt sei krisenfest, sagte Brobeil. Neben Märklin verzeichnete auch Piko aus Thüringen eine gestiegene Nachfrage. Dabei gehe die Entwicklung bereits seit ein paar Jahren stetig nach oben. Märklin war 2013 nach einer Insolvenz vom Bobby-Car-Produzenten Simba Dickie im bayerischen Fürth übernommen worden.

apr/dpa
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