Tarifeinigung Stahlkocher erstreiten sich 6,5 Prozent mehr Lohn

Hohe Inflation, hohe Lohnabschlüsse: In der Stahlbranche haben sich die Tarifparteien auf höhere Gehälter und einen Energiebonus geeinigt. Die IG Metall spricht von der höchsten prozentualen Steigerung seit 30 Jahren.
Arbeiter an einem Hochofen in Eisenhüttenstadt

Arbeiter an einem Hochofen in Eisenhüttenstadt

Foto: Z1022 Patrick Pleul/ dpa

IG Metall und die Arbeitgeber haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für das Gros der Stahlbranche in Deutschland verständigt. Die Einigung für die 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie beinhaltet ab dem 1. August 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, wie der Arbeitgeberverband Stahl und die IG Metall nach der vierten Verhandlungsrunde mitteilten.

Der Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 18 Monaten bis Ende November 2023. Für die Monate Juni und Juli 2022 wurde ein zusätzlicher Energiebonus von 500 Euro für Arbeiter und Angestellte und von 200 Euro für Auszubildende vereinbart. Die IG Metall hatte eine Erhöhung von 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert.

Der Einigung waren neunstündige Verhandlungen vorausgegangen. Die Ergebnisse gelten unter anderem für die Stahlkocher von Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal. Die Unternehmen profitieren derzeit von den hohen Stahlpreisen, kämpfen aber auch mit gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten.

Die IG Metall hatte in den vergangenen Tagen mit Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. »In Zeiten einer hohen Inflation ist uns ein Verhandlungsergebnis gelungen, das den Beschäftigten sofort ein deutliches Plus von 6,5 Prozent ins Portemonnaie bringt«, sagte der Verhandlungsführer und Chef der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler. Und: »Das ist die höchste prozentuale Erhöhung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren.«

Signal für die Metall- und Elektroindustrie?

Die unteren Entgeltgruppen sowie die Auszubildenden profitierten zudem überdurchschnittlich von dem Energiebonus. »Mit diesem Ergebnis erhalten die Beschäftigten ihren berechtigten Anteil an der momentan sehr guten wirtschaftlichen Situation der Branche.«

Den Tarifvertragsparteien sei es unter großen Anstrengungen gelungen, zu einem gerade noch vertretbaren Abschluss zu kommen, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Stahl, Heinz Jörg Fuhrmann. »Es bleibt zu hoffen, dass die sich am Horizont abzeichnenden Risiken für die deutsche Wirtschaft zumindest nicht ihre volle Wucht entfalten. Sollte dies dennoch geschehen, werden die Tarifpartner Lösungen finden müssen.«

Die Einigung in der Stahlbranche dürfte auch für die bevorstehende Tarifrunde für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie eine Rolle spielen. Die IG Metall will am Montag über ihre Forderungen berichten. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hatte laut einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« für die Beschäftigten mindestens sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert.

apr/Reuters

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