Gründer auf Investorensuche "Überarbeiten und wiederkommen"
Während Deutschland ein langes Pfingstwochenende mit Sommerwetter genossen hat, wurde im Silicon Valley weiter gearbeitet. Aurel Bantzer ist seit ein paar Tagen in Kalifornien und versucht, mit anderen Gründern im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit von Investoren mitzuhalten. Das klappt - allerdings weiß er jetzt eher, was er noch nachbessern muss, als dass er überlegen müsste, wohin mit dem ganzen Geld.
Bantzer ist ein "newbie", ein Neuling, in der kalifornischen Gründerszene und sucht neben Geld vor allem auch Rat, und den bekommt er von allen Seiten. Ein deutscher Businessplan, das weiß er mittlerweile, zählt in den USA so gut wie nichts. Allerdings sollte der Gründer jetzt schon wissen, wie viel seine Firma nach einem Jahr wert sein wird und wann ein Investor seinen ersten Gewinn einstreichen kann.
SPIEGEL ONLINE: Wir haben vier Tage nichts von dir gehört - wie läuft's?
Bantzer: Was gut gelaufen ist - hier fängt man ja immer mit dem Positiven an: Ich habe von vielen Seiten gutes Feedback bekommen. Ich weiß jetzt, was die Investoren wissen wollen und mit welcher Strategie man am weitesten kommt.
SPIEGEL ONLINE: Dann frage ich, ganz deutsch: Was ist denn nicht gut gelaufen? Du hattest ja ein 30-Minuten-Einzelgespräch mit einem Investor. Warst du nervös?
Bantzer: Ich war sehr aufgeregt, als ich da alleine im Wartezimmer saß, aber das Gespräch war gut. Ich dachte immer, die Investoren sind superhart, geradezu böswillig - stattdessen sind sie eher unterstützend, hilfreich. Sie stellen aber sehr präzise Fragen, die ich nicht alle so beantworten konnte, wie es hier erwartet wird.
SPIEGEL ONLINE: Wie lauteten die Fragen?
Bantzer: Die erste Frage war: How are you gonna make money? Die zweite: Wie wirst du Kunden gewinnen? Die dritte: Wie viel wird deine Firma in einem Jahr wert sein? Vierte, fünfte und sechste Frage: Ab wann arbeitet die Firma kostendeckend, wann kann ich als Investor mit einem Gewinn rechnen, wie groß ist der Anteil, den ich für eine Investition von 200.000 Dollar bekomme? Dann geht es an die Einzelheiten: Wer sind die Kunden, wie ist die Marketingstrategie, wie sieht der Mediaplan aus, wie viel Geld wird zu Beginn benötigt, wie viel später? Die Investoren erwarten von dem Gründer, dass er auf alles eine Antwort hat - oder wenigstens so wirkt.
SPIEGEL ONLINE: Und die hattest du nicht?
Bantzer: Offenbar nicht genau genug. Aber die Amerikaner haben eine sehr motivierende Art, sie verpacken Kritik ganz konstruktiv in unterstützende Worte. Das Feedback war: interessantes Geschäftsmodell mit großem Potenzial - bitte überarbeiten und dann wiederkommen.
SPIEGEL ONLINE: Gerade hattest du deinen zweiten "Pitch", eine Kurzpräsentation deiner Ideen vor Investoren. Was war da anders?
Bantzer: Das war ein klassischer "Elevator-Pitch", bei dem man nur so viel Zeit hat wie während einer gemeinsamen Fahrstuhlfahrt. In diesem Fall waren das genau zwei Minuten Pitch plus Fragen von den sechs Investoren im Anschluss. Ich war einer von sechs Gründern, die ihre Ideen da verkaufen wollten, im Publikum haben rund 30 Leute zugesehen.
SPIEGEL ONLINE: Klingt nach mehr Stress als ein Einzeltermin.
Bantzer: Absolut! Es ging damit los, dass ich nicht einmal meinen kleinen Spickzettel benutzen durfte - das hat mich schon ein wenig verunsichert. Dann habe ich innerhalb der zwei Minuten nur zwei Drittel der Sachen gesagt, die ich sagen wollte. In der Fragerunde habe ich das zwar aufgeholt, aber einen Einzeltermin werde ich wohl nicht mehr bekommen.
SPIEGEL ONLINE: Also stimmt es doch nicht, mit dem Mythos, das Geld liege im Silicon Valley auf der Straße?
Bantzer: Für mich noch nicht. Ich habe in den letzten Tagen zwar einige Geschichten gehört, dass Start-ups schon nach zwei, drei Treffen innerhalb von wenigen Tagen Geld bekommen haben - aber die Investoren hier sind nicht blöd, die schauen sehr genau hin. Für mich persönlich kann ich nur sagen: Der Sprung ins kalte Wasser hat sich gelohnt. Ich habe eine Menge gelernt.
SPIEGEL ONLINE: Das heißt, du fährst jetzt zurück?
Bantzer: Ich habe noch ein paar Tage mit anderen Gründern hier auf der German Valley Week, wir besuchen noch einige der großen Tech-Firmen im Silicon Valley und lassen uns Ratschläge von erfolgreichen Start-up-Unternehmern geben. Ich hoffe auf viele hilfreiche Informationen und gute Bekanntschaften - und werde davon berichten.