Plus 33,6 Prozent im Mai Erzeugerpreise so stark gestiegen wie noch nie seit 1949

Chemieindustrie im Rheinland: Für Industrieabnehmer war Erdgas im Mai 210,7 Prozent teurer
Foto: C. Hardt / Future Image / IMAGOWährend die Inflationsrate für Verbraucherinnen und Verbraucher wegen der hohen Energiepreise aktuell noch bei knapp acht Prozent liegt, erhöhen Hersteller die Preise untereinander und gegenüber den Händlern bereits deutlich stärker. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Erzeugerpreise um 33,6 Prozent – und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Gründungsjahr der Bundesrepublik 1949, wie das Statistische Bundesamt mitteilte . Damit seien bei den gewerblichen Erzeugerpreisen seit Dezember »jeden Monat neue Rekordanstiege« erreicht worden.
Die Entwicklung der Erzeugerpreise gilt als wichtiger Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Bereits im April 2022 hatte die Veränderungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 33,5 Prozent und im März bei 30,9 Prozent gelegen. Die Inflationsrate ist infolge des Ukrainekriegs und durch die massiv gestiegenen Energiekosten zuletzt ebenfalls deutlich gestiegen.
Ursache für die Entwicklung sei nach Angaben des Statistikamtes weiterhin die Verteuerung der Energie, erklärte die Statistik-Behörde. Demnach lagen die Energiepreise im Mai im Schnitt 87,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Steigerungen auch bei Vorleistungsgütern
Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate bei Energie hatte Erdgas in der Verteilung mit einem Plus gegenüber Mai 2021 von 148,1 Prozent. Kraftwerke zahlten für Erdgas 241,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für Industrieabnehmer war Erdgas 210,7 Prozent teurer und für Wiederverkäufer 168,3 Prozent. Die Preise für elektrischen Strom lagen im Mai um 90,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, Mineralölerzeugnisse legten um 55,8 Prozent zu.
Hohe Preissteigerungen gab es nach Angaben des Bundesamtes auch bei Materialien, die für die Herstellung wichtig sind – vor allem bei Metallen, Dünge- und Futtermitteln sowie Industriegasen und Verpackungsmitteln aus Holz. Besonders hoch waren die Raten im Vergleich zum Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit plus 110,9 Prozent. Papier und Pappe waren 52,3 Prozent teurer, wobei sich Zeitungsdruckpapier um 111,3 Prozent verteuerte.
Viele Bauunternehmen bleiben auf den Kostensteigerungen sitzen
Nahrungsmittel verteuerten sich um 19,2 Prozent. Besonders stark stiegen hier die Preise für
Butter (plus 80,2 Prozent),
nicht behandelte pflanzliche Öle (plus 68,4),
Rindfleisch (plus 42,9), Kaffee (33,6)
sowie Milch und Milcherzeugnisse (+24,1).
LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch sagte: »Für Verbraucher bedenklich sind die inzwischen erreichten hohen Teuerungsraten für Verbrauchsgüter.«
Alarm schlägt aber auch die Baubranche. Deren Unternehmen müssen beispielsweise 26,7 Prozent mehr für Asphalt bezahlen. Die starken Materialpreis- und damit Baukostensteigerungen machen den Firmen schwer zu schaffen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. »Bei Projekten, die schon vor mehreren Monaten oder gar Jahren begonnen wurden, konnte man diese Entwicklung bei Vertragsunterzeichnung auf keinen Fall vorhersehen.« Bei Vereinbarung von Festpreisen müssten die Unternehmen die gestiegenen Kosten nun selbst schultern. Davon sei nahezu jedes vierte Tiefbauunternehmen betroffen.