Strafzinsen Bayerische Sparkassen wollen überschüssiges Geld vor EZB verstecken

Wenn Banken Bargeld bei der EZB parken, müssen sie einen Strafzins zahlen. Einzelne Sparkassen denken deshalb laut einem Zeitungsbericht darüber nach, ihr Geld im eigenen Tresor zu bunkern.
50-Euro-Scheine in einer Geldzählmaschine

50-Euro-Scheine in einer Geldzählmaschine

Foto: Matthias Balk/ dpa

Der bayerische Sparkassenverband wirbt laut einem Zeitungsbericht dafür, Geld lieber im eigenen Tresor zu lagern als der EZB den Strafzins von 0,3 Prozent zu zahlen. "Die Sparkassen stellen sich die Frage, ob es für sie wirtschaftlicher sein könnte, hohe Bargeldwerte nicht - wie bisher - bei der EZB einzulagern, sondern stattdessen selbst zu verwahren", heißt es in dem Rundschreiben, aus dem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("FAZ") zitiert. Darin sei die Rede von einem "EZB-Bargeldschutz" - gemeint sei, dass die Sparkassen sich mit Bargeld vor EZB-Strafzinsen schützen sollen.

Eine Sprecherin des Sparkassenverbands Bayern bestätigte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE Existenz und Inhalt des Rundschreibens. Es habe verschiedentlich Anfragen einzelner Sparkassen zu der Frage gegeben, wie größere Bargeldmengen zu versichern seien. Dem Verband gehören 71 Sparkassen an.

Die Europäische Zentralbank hatte ihren Strafzins für Bankeinlagen im Dezember auf 0,3 Prozent erhöht. Mit den Strafzinsen wollen die Währungshüter die Banken dazu zwingen, überschüssiges Geld als Kredite an Unternehmen und Verbraucher auszugeben, statt es zu bunkern. So soll die Wirtschaft besser in Schwung kommen - und letztlich sollen so auch die Preise wieder steigen.

Kommende Woche will der EZB-Rat über weitere Maßnahmen entscheiden. Es gilt als wahrscheinlich, dass auch der Strafzins weiter erhöht wird.

In dem Rundschreiben des bayerischen Sparkassenverbands sind Beispielrechnungen aufgeführt, die zeigen, dass Geld im eigenen Tresor günstiger lagere als bei der EZB. Demnach bietet die Versicherungskammer Bayern einen Versicherungsschutz auch für größere Bargeldmengen an.

Mit 1,50 Euro zuzüglich Versicherungsteuer für je 1000 Euro läge der Wert bei 0,1785 Prozent und damit unter dem EZB-Einlagenstrafzins von 0,3 Prozent, heißt es weiter. Zusätzliche Kosten für Geldtransporte oder zusätzlichen Einbruchschutz seien aber nicht berücksichtigt.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin will angesichts solcher Kosten auch nichts vom verstärkten Bargeldbunkern wissen. "Wir können momentan nicht beobachten, dass Sparkassen im Interbankengeschäft auf Bargeld umstellen", sagte ein Sprecher. Angesichts der Kosten der Bargeldhaltung würde sich das bei einem Zinssatz von minus 0,3 Prozent auch nicht lohnen.

brt
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