Eskalation am Persischen Golf Öltanker meiden offenbar Straße von Hormus

Saudi-arabische Öltanker sollen nicht mehr durch die Straße von Hormus fahren. Laut "Wall Street Journal" hat der Betreiber die Passage durch die wichtigste Seeroute für Öl ausgesetzt. Die Ölpreise stiegen zeitweise.
Tanker in der Straße von Hormus: Die Folgen für die Weltwirtschaft könnten drastisch sein

Tanker in der Straße von Hormus: Die Folgen für die Weltwirtschaft könnten drastisch sein

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Hamad I Mohammed/ File Photo/ REUTERS

Die Lage am Persischen Golf spitzt sich nach den iranischen Angriffen auf Militärbasen im Irak weiter zu. Der staatliche Betreiber saudi-arabischer Öltanker hat einem Bericht zufolge die Passage durch die Straße von Hormus ausgesetzt. Die Schiffe führen nicht mehr durch die weltweit wichtigste Seeroute für Öl, berichtete das "Wall Street Journal".

Durch die Straße von Hormus führt rund ein Fünftel der weltweiten Öltransportrouten. Durch Angriffe oder militärische Blockaden könnte der Welthandel stark beeinträchtigt werden.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten zuvor mit Angriffen in der Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet, gedroht. "Die Straße von Hormus ist ein wichtiger Punkt für den Westen, und viele amerikanische Zerstörer und Kriegsschiffe passieren sie", sagte am Wochenende der Kommandeur der Eliteeinheit in der Provinz Kerman, General Gholamali Abuhamseh, der Nachrichtenagentur Tasnim zufolge.

Ifo-Präsident: "Deutlicher Ölpreisanstieg" bei Eskalation

Die Drohung war eine Reaktion auf den tödlichen US-Luftangriff auf den iranischen General Qasem Soleimani nahe Bagdad Ende vergangener Woche. Aus Vergeltung griff Iran in der Nacht zum Mittwoch zwei von den USA genutzte Militärstützpunkte im Nachbarland Irak mit Raketen an. Die Sorge vor einer weiteren Eskalation ist groß.

Für den Ölmarkt sei die Entwicklung dieser Lage nun entscheidend, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Im Falle einer weiteren Eskalation könnte es nach seiner Einschätzung zu einer "längeren Unterbrechung der Ölexporte aus der Region am Persischen Golf" kommen. "Da dort rund ein Fünftel des weltweiten Ölangebots herkommt, würde das zu einem deutlichen Ölpreisanstieg führen, mit negativen Folgen für die europäische und deutsche Konjunktur", warnte der Ökonom.

Nur 0,3 Prozent der deutschen Ölimporte kommen aus Iran

Die Ölpreise stiegen auch am Mittwoch zwischenzeitlich wieder an. Die Notierungen konnten aber nur zeitweise neue mehrmonatige Höchststände erreichen. Am Ölmarkt setzte eine schnelle Gegenbewegung ein, deswegen fielen die Kursgewinne nicht noch höher aus. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 68,81 US-Dollar. Das sind 54 Cent mehr als am Vorabend. Der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI stieg um 26 Cent auf 62,96 Dollar.

Für Deutschland sagte ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes: "Die Ölversorgung Deutschlands ist ungeachtet der aktuellen Vorfälle weiterhin gesichert."

2018 waren laut dem Verband von 85,2 Millionen Tonnen Ölimporten nach Deutschland nur 273.000 Tonnen oder 0,3 Prozent aus Iran gekommen, aus dem Irak 3,0 Millionen Tonnen oder 3,5 Prozent. Allerdings wird insgesamt ein Viertel der Weltölproduktion durch die Straße von Hormus transportiert, vor allem aus Saudi-Arabien.

Steigende Ölpreise könnten dazu führen, dass Autofahrer an der Tankstelle mehr für Benzin und Diesel zahlen müssen. Zwar hängen die Kraftstoffpreise nach Angaben der Mineralölwirtschaft nicht direkt am Ölpreis. Lege der Ölpreis zu, steige aber über kurz oder lang meistens auch der Produktpreis für Benzin und Diesel.

apr/Reuters/dpa
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