Strategieschwenk
Commerzbank wickelt Schiffsfinanzierung ab
Die Commerzbank stellt überraschend ihr Neugeschäft mit Gewerbeimmobilien und Schiffen ein. Die Bank, die in beiden Bereichen bisher zu den größten Anbietern in Deutschland gehört, vollzieht damit eine Kehrtwende - noch vor wenigen Monaten hatte sie diese Aktivitäten zum Kerngeschäft erklärt.
Commerzbank in Frankfurt am Main: Radikaler Strategiewechsel
Foto: dapd
Frankfurt am Main - Es ist ein radikaler Kurswechsel: Noch vor drei Monaten hatte die Commerzbank angekündigt, einen Teil der gewerblichen Immobilienfinanzierung der Eurohypo mit dem Schiffsgeschäft zusammenzuschließen und in die Kernbank zu integrieren. Jetzt macht die Bank das Gegenteil: Die bestehenden Kredite sollen schrittweise so abgebaut werden, dass daraus keine großen Verluste entstehen, wie die Bank mitteilte.
Die Entscheidung bedeutet auch das Aus für rund tausend verbliebene Eurohypo-Mitarbeiter. Von ihnen dürfte nur ein Teil für die interne Bad Bank gebraucht werden, in der die Hypotheken- und Schiffskredite landen sollen. In der Schiffsfinanzierung arbeiten 160 Mitarbeiter. Erst im März hatte die Commerzbank beschlossen, dass von der Eurohypo nur ein kleiner, gesunder Kern in Deutschland und vier weiteren Ländern bleiben sollte. Schon damals sollten aber vier Fünftel des Bestands abgebaut werden. Statt 20 Milliarden Euro an Schiffskrediten wollte die Bank nur noch die Hälfte in den Büchern stehen haben.
Beide Bereiche wurden aber gleichzeitig zum Kerngeschäft erklärt, das in einer eigenen Sparte zusammengefasst werden sollte. Diese wird es nun nicht geben. Commerzbank-Chef Martin Blessing sagte in einem im Intranet der Bank veröffentlichten Interview: "Das ist keine Kehrtwende, sondern eine Beschleunigung unseres bisherigen Kurses." Die Bank reagiere damit auch auf die Verschärfung der Staatsschuldenkrise.
Grund für den Strategiewechsel seien die starken Schwankungen in den Ergebnissen der Gewerbeimmobilien- und Schiffsfinanzierung, woran sich so schnell nichts ändern werde. Nach den neuen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften von "Basel III" würde überdies durch die langfristigen Kredite zu viel kostbares Kapital gebunden. "Dies alles macht das Geschäftsmodell der gewerblichen Immobilienfinanzierung und der Schiffsfinanzierung für uns nicht mehr attraktiv", sagte Blessing. "Ein rasches Ende der Euro-Krise ist nicht absehbar. Daher müssen wir die Risiken weiter konsequent reduzieren und uns auf das Geschäft konzentrieren, das nachhaltig profitabel ist."