Einigung in Datenklau-Streit
SAP stellt Oracle mit 306 Millionen Dollar ruhig
Die Erzrivalen SAP und Oracle haben sich in ihrem Dauerstreit über Datendiebstahl geeinigt. Der deutsche Software-Konzern gibt nach und zahlt seinem US-Konkurrenten 306 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Hauptverdiener an der Fehde dürften Anwälte sein.
Walldorf - Am Ende hatten die Deutschen offenbar keine Lust mehr auf den Marathonstreit über geklaute Daten. "SAP ist der Auffassung, dass dieser Fall lange genug läuft", teilte ein Sprecher in der Nacht auf Freitag mit. Und darum zahlt der Software-Konzern an seinen US-Konkurrenten Oracle 306 Millionen Dollar Schadensersatz. Sollte das zuständige Gericht der Übereinkunft zustimmen, endet ein erst in diesem Jahr begonnener neuer Prozess.
Die Auseinandersetzung dauert bereits fünf Jahre, Richter und Anwälte mussten sich mit dem Fall beschäftigen. Vor allem Juristen dürften an dem Streit verdient haben. Zusammen mit den über die Jahre aufgelaufenen Anwaltshonoraren müssten die Deutschen "mindestens 426 Millionen Dollar" zahlen, kündigte Oracle-Chefjustiziar Dorian Daley an.
SAP hatte sich bereits vor zwei Jahren als Zeichen des guten Willens bereiterklärt, 120 Millionen Dollar an Anwaltshonoraren der Gegenseite zu übernehmen. Ob SAP mit der nun getroffenen Übereinkunft günstig davonkommt oder draufzahlt, lässt sich schwer sagen. Eine Jury hatte Oracle
zunächst einen Schadensersatz von 1,3 Milliarden Dollar zugesprochen; eine Richterin hatte die Summe später auf 272 Millionen Dollar reduziert. Daraufhin hatte Oracle das Verfahren neu aufgerollt.
Der Grund für den Dauer-Clinch zwischen den beiden Firmen liegt Jahre zurück. SAP
hatte 2005 den kleinen Software-Dienstleister TomorrowNow erworben, mit dessen Hilfe Oracle Kunden abspenstig gemacht werden sollten. Wie sich nach einer Klage von Oracle allerdings herausstellte, griff TomorrowNow illegal auf Datenbanken des SAP-Konkurrenten zu.
SAP findet Betrag zu hoch - und zahlt trotzdem
Die Staatsanwaltschaft von San Francisco kam bei ihren Ermittlungen auf mindestens 6249 Fälle und brummte SAP eine Strafe von 20 Millionen Dollar auf, die die Deutschen auch klaglos zahlten. Parallel dazu lief seit 2007 die zivilrechtliche Klage von Oracle vor einem kalifornischen Gericht.
SAP hat die Verfehlungen längst eingestanden und sich öffentlich entschuldigt. "Obwohl wir der Meinung sind, dass die 306 Millionen Dollar zu viel sind für den entstandenen Schaden, haben wir der Übereinkunft zugestimmt, um diesen Fall zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen", sagte der SAP-Sprecher.
SAP und Oracle sind erbitterte Konkurrenten. Die Deutschen sind der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit steuern Firmen ihre Geschäftsprozesse, etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle-Chef Larry Ellison gab in den vergangenen Jahren Dutzende Milliarden Dollar für Zukäufe aus, um aufzuholen. Oracle ist die Nummer eins bei Datenbanken.