Streit über Stellenabbau eskaliert
MAN-Betriebsrat bricht Verhandlungen ab
Die Verhandlungen bei MAN über einen massiven Stellenabbau sind vorerst gescheitert. Der Betriebsrat wirft der Geschäftsführung "unanständiges" Verhalten vor.
Beim Lastwagenbauer MAN haben der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall die Verhandlungen über den massiven Stellenabbau abgebrochen. "Das Unternehmen ist keinen Millimeter von seinen Kahlschlagplänen abgerückt. So verhandelt man nicht, das ist unanständig", sagte Betriebsratschef Saki Stimoniaris. Er wolle erst an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn das Unternehmen ernsthaft zu Verhandlungen bereit sei.
Eine ähnliche Meinung vertritt Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei MAN Truck & Bus. "Die IG Metall wird es nicht tolerieren, dass der MAN Unternehmensvorstand – offensichtlich ohne tragfähiges Zukunftskonzept für die Belegschaft – die Abwicklung eines der letzten Nutzfahrzeughersteller in Deutschland kompromisslos vorantreibt", sagte er.
Der zum VW-Konzern gehörende Lastwagenhersteller hatte im September angekündigt, 9500 Stellen in Deutschland und Österreichzu streichen. Stellen sollen in allen Bereichen wegfallen, zudem wollen die Manager Produktion und Entwicklung an andere Standorte verlegen. Der Produktionsstandort im österreichischen Steyr und die Betriebe in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz) könnten ganz geschlossen werden. Für den Umbau veranschlagt MAN Kosten im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich.
Die Branche ist auch wegen der weltweit stark sinkenden Nachfrage nach Lastwagen unter Druck. In Europa rechnete MAN schon vor der Corona-Pandemie mit einem Rückgang um 10 bis 20 Prozent in diesem Jahr.
Zuletzt hatte MAN den Kampf gegen das Coronavirus aber auch als Geschäftsfeld entdeckt: Der Autohersteller entwickelte einen Kastenwagen ausgerüstet mit Testtechnik. Solche mobilen Testzentren sollen Tests besser verfügbar machen. Einsetzen sollen ihn etwa Medizindienstleister, Laborgesellschaften und Rettungswagen-Betreiber.