Druck auf die Bundesregierung Stromriesen drohen mit Abschaltung von Kraftwerken

Kohlekraftwerk nahe Hohenhameln: Branche warnt vor Engpässe
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesBerlin - Zahlreichen Kohle- und Gaskraftwerken droht offenbar die Abschaltung. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" überprüfen Konzerne und Stadtwerke die Wirtschaftlichkeit Dutzender Kraftwerke. Damit gerate die Versorgungssicherheit in Gefahr, denn viele der Meiler könnten stillgelegt werden. Von etwa 90.000 Megawatt konventioneller Stromkapazität in Deutschland könnten bis zu 20 Prozent zur Disposition stehen, zitierte die Zeitung den Vorstand eines Versorgers, den sie namentlich nicht nannte. Im Extremfall drohten Engpässe.
Auch Atomkraftwerke könnten Branchenkreisen zufolge vorzeitig vom Netz gehen. Zu schaffen mache den Konzernen, dass ihre Kraftwerke wegen des anhaltenden Booms beim Ökostrom immer seltener am Netz seien. Das wachsende Stromangebot lasse den Börsenpreis so stark fallen, dass sich ihr Betrieb nicht mehr lohne.
Die Unternehmen erhöhen mit ihrer Warnung den Druck auf die Bundesregierung. In der vergangenen Woche hatten bereits das Stadtwerke-Bündnis Trianel Alarm geschlagen. Die Ökostromförderung müsse dringend reformiert werden, sagte Trianel-Chef Sven Becker. Obwohl der Ökostrom bereits einen Anteil am Stromverbrauch von 25 Prozent habe, laufe die Förderung ungebremst weiter. "Auch fossile Kraftwerke müssen ihr Geld verdienen können", forderte Becker.
Bislang seien bei der Bundesnetzagentur 15 Stilllegungsanträge eingegangen, berichtet die "SZ". E.on, der größte Energiekonzern Deutschlands, hat entschieden, bis 2015 elf Kraftwerke in Europa abzuschalten. Die Wirtschaftlichkeit weiterer Anlagen werde derzeit geprüft. Konkurrent RWE äußerte sich ähnlich.
Die Reaktion des Wirtschaftsministeriums fiel zunächst knapp aus. Die Entscheidung über den Betrieb oder die Abschaltung von Kraftwerken sei eine unternehmerische Entscheidung, teilte das Ministerium der "SZ" mit. Die Regierung habe jedoch die Möglichkeit, Anlagen per Gesetz am Netz zu halten, wenn die Versorgungssicherheit in Gefahr sei.