Studie Top-Manager verursachen Großteil der Wirtschaftskriminalität
Hamburg - Deutsche Unternehmen gehen bewusster mit der Gefahr durch Wirtschaftskriminalität um als noch vor zehn Jahren. 40 Prozent der Firmen fürchten laut einer Studie die rufschädigende Wirkung der Verbrechen. 2001 waren es gerade mal zehn Prozent. Jedes achte börsennotierte Unternehmen registrierte zudem nach Bekanntwerden einer Straftat einen Rückgang des Aktienkurses.
Als Konsequenz haben die Manager deshalb ihren Schutz gegen Wirtschaftskriminelle verbessert. 59 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben mittlerweile Anti-Korruptionsprogramme, teilten die Berater von PricewaterhouseCoopers (PwC) mit.
Das hat den Effekt, dass die Zahl der Delikte im Vergleich zu 2009 deutlich gesunken ist. Vor zwei Jahren meldeten noch 61 Prozent der befragten Unternehmen, Opfer von Unterschlagung, Korruption oder Industriespionage geworden zu sein. In diesem Jahr sank der Wert auf 52 Prozent. "Die Befürchtung, dass infolge der Finanzmarktkrise die Zahl der Wettbewerbsdelikte steigen würde, hat sich nicht bewahrheitet", sagt Steffen Salvenmoser, einer der Autoren der Studie.
Allerdings: Die Höhe des durchschnittlichen Schadens ist deutlich gestiegen. Laut PwC beziffern die Unternehmen die Kosten durch wirtschaftskriminelle Handlungen auf rund 8,4 Millionen Euro. Zwei Jahre zuvor waren es noch 5,6 Millionen Euro. Das liegt laut PwC an einer Reihe überdurchschnittlich hoher Schäden. So würden drei Prozent der befragten Firmen Schäden von mehr als 100 Millionen Euro angeben. Dazu kämen steigende Kosten für die Aufarbeitung der Straftaten.
Für die Studie hat PwC das Forschungsinstitut TNS Emnid beauftragt, die Verantwortlichen für die Aufklärung der Verbrechen in 830 Unternehmen zu befragen. Ausgewählt wurden ausschließlich Firmen mit mindestens 500 Mitarbeitern, zum Großteil handelt es sich um internationale Konzerne.
Dunkelziffer ist wesentlich höher
Jede zweite Wirtschaftsstraftat wird der Studie zufolge von einem Mitarbeiter des geschädigten Unternehmens begangen. Dabei stamme ein großer Teil der Täter aus dem Top-Management. Die Konzerne messen dabei jedoch offenkundig mit zweierlei Maß: Bei Tätern aus der Führungsebene erfolgte viel seltener eine Strafanzeige als bei den übrigen Beschäftigten.
Gestärkt wird dagegen die Prävention: Mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Studie hat mittlerweile ein Compliance-Programm, das wirtschaftskriminellen Handlungen vorbeugen soll. Als besonders vorbildlich in diesem Bereich nennen die Befragten Siemens.
Doch im Falle der Korruption funktionieren die vorbeugenden Maßnahmen offenbar noch nicht so recht: Mit zwölf Prozent liegt der Anteil der betroffenen Unternehmen hier auf dem Niveau der Vorjahre. "Die Schädigung durch Schmiergeldzahlungen oder sonstige Bestechung fällt vermutlich noch höher aus", sagt der Studienautor Salvenmoser. "Gut jedes vierte Unternehmen ist davon überzeugt, aufgrund illegaler Einflussnahmen von Wettbewerbern mindestens einmal bei einer Ausschreibung nicht zum Zuge gekommen zu sein."