Steigende Löhne "China ist nicht mehr die Werkbank der Welt"
Taiwan beklagt die steigenden Löhne in China. Das Land sei nicht mehr die Werkbank der Welt. Unternehmen zögen sich deshalb zunehmend aus der Volksrepublik zurück.
Taipeh - Der Schritt könnte Vorbildcharakter haben: Eine wachsende Zahl von Unternehmen aus Taiwan verlässt wegen steigender Löhne und Gehälter die Volksrepublik China. Die Regierung in Taipeh sieht in der Rückkehr der Firmen in die Heimat eine große Chance, sagte die Vizeministerin von Taiwans mächtigem Rat für wirtschaftliche Planung und Entwicklung, Kao Shien-quey.
"Wir können wieder Arbeitsplätze nach Hause holen", erklärte die Vizeministerin und betonte: "China ist nicht mehr die Werkbank der Welt", die Löhne in der Volksrepublik würden rasant steigen. Seit Ende 2012 hätten sich bereits 44 Unternehmen des Inselstaats Taiwan vom Festland zurückgezogen, erklärte Kao. Dadurch seien 32.000 neue Arbeitsplätze in Taiwan geschaffen worden.
Taiwanische Unternehmen bekämen von der Regierung zudem Erleichterungen. So würden etwa Regelungen für die Beschäftigung von ausländischen Angestellten gelockert oder zinsgünstige Kredite vergeben.
Taiwans Abhängigkeit von China ist allerdings groß. Die Volksrepublik ist mit Abstand Taiwans größter Handelspartner. Gleichzeitig ist Taiwan einer der größten Investoren auf dem chinesischen Festland. Aufgrund ihrer Kenntnis der chinesischen Kultur und Sprache wird vielen Unternehmern aus Taiwan ein großes Verständnis für Chinas Wirtschaft nachgesagt.
Internationale Unternehmen beobachten die Strategien taiwanischer Firmen in China genau, um davon zu lernen. Das könnte nun eine Rolle spielen: Auch europäische und amerikanische Unternehmen ringen seit Jahren mit Chinas steigenden Arbeitskosten und könnten deshalb Taiwans Beispiel folgen.
Ein massives Abwandern erwartet Vizeministerin Kao jedoch nicht: "Viele Firmen haben auch ihre Kunden in China", sagte sie. "Daher ergibt es auch bei höheren Kosten Sinn, vor Ort zu produzieren."
Laut Nachrichtenagentur Bloomberg schätzen Analysten, dass die Gehälter in China 2014 um rund zehn Prozent steigen dürften. Bis 2020 rechnen Experten einem Bericht des "Economist" zufolge gar mit Lohnzuwächsen um das Zwei- oder Dreifache.
bos/dpa