Teldafax-Skandal Verivox wehrt sich gegen Vorwurf unsauberer Geschäfte

Teldafax-Zentrale in Troisdorf bei Bonn: Im Juni meldete das Unternehmen Insolvenz an
Foto: Oliver Berg/ dpaHamburg - Das Internetportal Verivox nennt sich unabhängig. Es gilt als seriöse Quelle für den Vergleich von Energiepreisen verschiedener Anbieter. Die Stiftung Warentest kürte es zum besten Vergleichsportal für Stromtarife. Und auch SPIEGEL ONLINE nutzte Berechnungen von Verivox bei der Berichterstattung.
Doch nun bekommt das Image des Unternehmens Risse. Zwei Zeitungen berichten über schwere Vorwürfe gegen Verivox. Die Heidelberger Firma soll den Stromanbieter Teldafax bevorzugt haben, der mittlerweile Insolvenz angemeldet hat.
Laut "Handelsblatt" soll Verivox geplante Preisänderungen von Konkurrenten an Teldafax weitergegeben haben. Auf diese Weise habe Teldafax seine eigenen Preise so anpassen können, dass es in den Ranglisten von Verivox fast permanent die obersten Plätze belegte. Dies habe ein ehemaliger Teldafax-Manager der Zeitung an Eides statt versichert.
"Alle Stromanbieter mussten Preisänderungen mit zwei Wochen Vorlauf an Verivox melden, damit die Infos in die Vergleichssoftware eingepflegt werden konnten", zitiert das "Handelsblatt" den Ex-Manager von Teldafax. "Der zuständige Mitarbeiter von Verivox sprach regelmäßig mit unserer Führung. So wussten wir, wann Konkurrenten Sonderangebote starten würden. Dann haben wir die Preise angepasst und standen im Verivox-Ranking weiter oben." Diesen "Sonderservice" habe sich Verivox gut bezahlen lassen. Bis zu 130 Euro seien für jeden Kunden, der über das Vergleichsportal zu Teldafax kam, an Verivox geflossen - mehr als das Doppelte der üblichen Provision.
Verivox weist die Vorwürfe zurück: "Wir behandeln alle Partner gleich", sagte eine Sprecherin auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE. Man habe den zuständigen Mitarbeiter befragt. Dieser habe schriftlich versichert, keine Informationen über Preisänderungen anderer Anbieter an Teldafax weitergereicht zu haben. Auch habe man von Teldafax keine höheren Provisionen verlangt als von Konkurrenten. Im Schnitt habe man pro Teldafax-Vertrag weniger als die Hälfte der genannten 130 Euro verdient.
Verivox wittert die Rache verärgerter Energieanbieter
"Wir haben ein einheitliches Provisionsschema, das allen Anbietern bekannt ist", sagte die Verivox-Sprecherin. Bei komplizierteren Tarifen verlange Verivox mehr Geld als bei einfachen, weil die Mitarbeiter auch Beratungsleistungen erbringen müssten. Das gelte zum Beispiel für die Vorauskasse-Tarife, bei denen Kunden zum Beispiel ein Jahr im Voraus ihre Energierechnungen zahlen müssen.
Mit solchen Tarifen hat auch Teldafax gearbeitet. Durch die Vorauszahlungen der Kunden hatte das Unternehmen seine Verluste im laufenden Geschäft ausgleichen können, die durch die oft extrem billigen Stromtarife angefallen waren. Dieses System war darauf angewiesen, dass immer neue Kunden kamen, die bereit waren, Vorauskasse zu leisten.
Als die Kundenzahl nicht mehr schnell genug stieg, geriet Teldafax in Zahlungsschwierigkeiten. Im Juni dieses Jahres musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Bis zu 750.000 Kunden sind betroffen. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Bereits im Herbst 2010 gab es kritische Presseberichte über das fragwürdige Geschäftsmodell von Teldafax. Laut "Financial Times Deutschland" könnte Verivox aber noch deutlich früher von Zahlungsschwierigkeiten bei dem Unternehmen gewusst haben.
Bereits im Spätsommer 2009 sei die Zahlung von Provisionen an Verivox und andere Vertriebspartner über Wochen ausgesetzt gewesen, sagte ein früherer Teldafax-Manager der Zeitung. Dennoch habe Verivox weiter Kunden an den klammen Stromanbieter geschleust.
Verivox weist auch diesen Vorwurf zurück. Erst 2010 habe das Unternehmen von Problemen bei Teldafax erfahren, sagte die Sprecherin. Damals habe man sich umgehend bei der zuständigen Behörde, der Bundesnetzagentur, erkundigt. Es habe aber keine belastenden Beweise gegeben.
Das Vergleichsportal vermutet hinter den Presseberichten einen gezielten Angriff verärgerter Energieversorger. In der Branche würden anonyme Anschuldigungen gegen Verivox gestreut, sagte die Sprecherin. "Wir arbeiten mit Verbraucherschützern zusammen und verschärfen regelmäßig unsere Richtlinien." Gerade im August habe man erneut strengere Regeln für die Energieanbieter eingeführt. Das habe offenbar zu Unmut geführt.