Geplante Autofabrik Brandenburg will Tesla mit Charme und Ökostrom überzeugt haben

Teslas Plan für eine neue Großfabrik in Brandenburg elektrisiert die Politik. Ministerpräsident Woidke hat gleich mehrere Erklärungen, warum sich der US-Elektroautohersteller sein Bundesland ausgesucht hat.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat die Pläne für eine neue Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla   südlich von Berlin mit Genugtuung aufgenommen. "Die Entscheidung von Tesla, eine hochmoderne Fabrik für Elektroautos in Deutschland zu errichten, ist ein weiterer Beweis für die Attraktivität des Automobilstandortes Deutschland", teilte der CDU-Politiker mit. Deutschland habe sich im Wettbewerb mit anderen Ländern durchgesetzt.

Altmaier forciert seit Langem eine europäische Initiative zum Bau von Batteriezellfabriken, gemeinsam vor allem mit Frankreich. "Beides steht nebeneinander", sagte eine Sprecherin mit Blick auf die Tesla-Pläne. Die Batterieinitiative Altmaiers sei ein wichtiges Projekt im europäischen Interesse. Die Bundesregierung hat Fördermittel von mehr als einer Milliarde Euro zugesagt.

Peter Altmaier hält Deutschland als Automobilstandort weiterhin für attraktiv

Peter Altmaier hält Deutschland als Automobilstandort weiterhin für attraktiv

Foto: ALEXANDER BECHER/ EPA-EFE/ REX

Firmenchef Elon Musk hatte am Dienstagabend überraschend angekündigt, die erste europäische Tesla-Fabrik in Deutschland zu errichten. Bei der Preisverleihung zum "Goldenen Lenkrad" von "Bild" und "Auto Bild" sagte der Tesla-Chef, die Gigafabrik solle in der Nähe des neuen Berliner Flughafens BER gebaut werden. In Anspielung auf dessen um Jahre verzögerte Eröffnung sagte Musk aber auch: "Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als der Flughafen."

Bundesregierung und mehrere Landesregierungen involviert

Die geplante Ansiedlung sei "ein Meilenstein beim Ausbau von Elektromobilität und Batteriekompetenz", sagte Altmaier zu der Entscheidung. Der Standort Deutschland könne aufgewertet werden. Der Prozess der Ansiedlung sei durch die Bundesregierung und mehrere Landesregierungen begleitet worden.

Tesla-Ladesäule in Kalifornien: Keine Bevorzugung für Tesla geplant

Tesla-Ladesäule in Kalifornien: Keine Bevorzugung für Tesla geplant

Foto: Mike Blake/REUTERS

"Nach all den Gesprächen und Kontakten, die stattgefunden haben, gehe ich davon aus, dass dies sehr konkret unterlegt wird mit konkreten Investitionsentscheidungen", sagte Altmaier. Subventionen seien bisher kein Thema. Alle Firmen würden gleich behandelt, und der US-Elektroautobauer wolle auch keine Sonderkonditionen.

Eine Bevorzugung von Tesla, etwa bei der E-Mobilitätsförderung, gebe es nicht. Für das Unternehmen würde es die gleichen Möglichkeiten und Anforderungen wie für alle Unternehmen geben.

Die geplante Fabrik in der Brandenburger Gemeinde Grünheide (Kreis Oder-Spree) soll der Berliner Wirtschaftsverwaltung zufolge 6000 bis 7000 neue Stellen schaffen. Wie viele neue Arbeitsplätze insgesamt entstehen, ist offen. Auch in einem innerhalb Berlins geplanten Design- und Ingenieurszentrum sollen weitere Beschäftigte arbeiten, die "Bild"-Zeitung berichtete von insgesamt 10.000 neuen Arbeitsplätzen.

Im Gespräch für die neue Tesla-Fabrik waren zunächst auch andere Bundesländer - unter anderem das Saarland und Niedersachsen. Mit dem Großraum Berlin-Brandenburg hatte kaum jemand gerechnet. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zufolge konnte sein Bundesland auch wegen der Ökoenergien überzeugen.

"Mit Brandenburger Charme überzeugt"

"Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg", sagte der SPD-Politiker in Potsdam. Das sei im Gespräch mit Tesla-Chef Musk ein entscheidender Vorzug gewesen. "Wir verbinden hier Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke, und das muss das Signal sein in die ganze Welt." Bei elektrischer Leistung aus Ökoenergien pro Einwohner ist Brandenburg bundesweit vorn.

Als weitere Vorzüge nannte Woidke die Metropolregion mit Berlin, eine hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen - und: "Wir haben Platz". Woidke ergänzte: "Wir haben aber auch, glaube ich, überzeugt mit unserem zurückhaltenden Brandenburger Charme."

Brandenburg hatte dem Regierungschef zufolge seit fünf bis sechs Monaten mit dem US-Elektroautobauer verhandelt. "Wir haben verschiedene Standorte angeboten, und die Standortauswahl hat dann Tesla getroffen", sagte Woidke. Die Ansiedlung "bedeutet eine der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes". In der Fabrik seien Elektromobilität und die Speicherung von Energie geplant.

"Wir sind bei 95 Prozent der Fragen durch, aber es werden auch noch weitere Fragen geklärt werden müssen", sagte der Regierungschef. Tesla seien Zusagen für übliche Subventionen im Rahmen des EU-Beihilferechts gemacht worden. Auf die Frage, ob noch ein Risiko bestehe, sagte er mit Blick auf Musk: "Ich habe ihn als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt."

apr/dpa/Reuters
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