Teurer EnBW-Deal Landesbank-Studie zeigt, wie sich Mappus verzockte

Die Atom-Kehrtwende der Bundesregierung könnte für Baden-Württemberg teuer werden. Denn vor der Japan-Katastrophe hatte Ministerpräsident Mappus den Stromkonzern EnBW gekauft - die Milliarden könnten nun zum großen Teil futsch sein. Das belegt ausgerechnet eine Studie der landeseigenen LBBW.
Ministerpräsident Stefan Mappus: Geheimes Analystenpapier

Ministerpräsident Stefan Mappus: Geheimes Analystenpapier

Foto: MICHAEL DALDER/ REUTERS

Hamburg - In Sachen EnBW ist die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in der Regel diskret, ihre Analysten äußern sich kaum öffentlich zu dem Energieversorger. Denn das Land Baden-Württemberg ist bei dem Konzern eingestiegen - und zugleich Eigner der LBBW.

Doch in Wahlkampfzeiten sind Indiskretionen nicht selten - und so gelangte ein vertrauliches LBBW-Analystenpapier an die Öffentlichkeit. Für Stefan Mappus kommt es damit kurz vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg knüppeldick. Laut einer Forsa-Umfrage muss der CDU-Ministerpräsident um seine Wiederwahl bangen. Denn Grüne und SPD liegen mit zusammen 48 Prozent in der Umfrage deutlich vorne. Mappus könnte also dringend gute Nachrichten gebrauchen.

Doch das Gegenteil ist der Fall: Nur wenige Tage vor der Wahl am Sonntag kommt eine Studie zu den Aussichten des Energieversorgers EnBW ans Licht. Die "Stuttgarter Zeitung" berichtete zuerst darüber. Experten der Landesbank LBBW rechneten aus, dass ein rascher Atomausstieg in Deutschland den Konzern wirtschaftlich deutlich schwerer beschädigen würde als die Konkurrenz.

Die Studie ist deshalb so pikant für Mappus, weil er persönlich den Kauf eines 45-Prozent-Anteils an dem Konzern eingefädelt hat. Rund 4,7 Milliarden Euro zahlte Baden-Württemberg. Mappus hatte das Geschäft als sichere Anlage angepriesen - doch die LBBW-Studie fällt durchaus kritisch aus.

Die Analysten rechneten die Folgen der Japan-Katastrophe für den Konzern durch. Demnach droht schlimmstenfalls ein Abschlag von 30 Prozent auf die EnBW  -Aktie, wenn die Regierung die Laufzeitverlängerung für deutsche AKW kassiert, zugleich aber die Brennelementesteuer bleibt. Für die Anteile von E.on   und RWE   berechneten die Experten in diesem Fall nur einen Abschlag von 13 beziehungsweise 14 Prozent.

Sollte es zu diesem Szenario kommen, bedeute dies für den Anteil Baden-Württembergs an EnBW einen Wertverlust von mehr als 1,3 Milliarden Euro, berichtete die Zeitung. Allerdings halten die Analysten ein anderes Szenario für wahrscheinlicher, nämlich dass es bei den längeren Laufzeiten bleibt, die Sicherheitsanforderungen aber erhöht und ältere Meiler abgeschaltet werden. Dies dürfte sich dann für die Versorger "moderat negativ" auswirken, zitierte die Zeitung aus der Studie. Belastend seien unter anderem die Kosten für den Rückbau der Altanlagen. Bei E.on und RWE drohten in diesem Fall Abschläge von vier Prozent, bei EnBW von zwölf Prozent, hieß es demnach.

"Die Studie war nur für bestimmte Kunden gedacht"

Für Mappus kommen die Berechnungen der Analysten höchst ungelegen. Die Opposition verweist gerne auf die Risiken des EnBW-Deals. Denn verliert die EnBW-Aktie an Wert, schadet das dem Haushalt des Landes. Der geplante Wiederverkauf der Anteile könnte zum Verlustgeschäft werden.

Zudem musste das Land eine Bürgschaft über 5,9 Milliarden Euro leisten, um den EnBW-Deal zu finanzieren. Die Zinsen für Anleihen werden aus dem Anteil der EnBW-Dividende beglichen, den Baden-Württemberg erhält. Selbst wenn die EnBW-Dividende um mehr als 30 Prozent sinke, könne man die Zinsen daraus bedienen, antworte die Regierung kürzlich auf eine Anfrage der Grünen im Landtag. Mappus selbst hatte die Diskussion über den Wert der EnBW als "absoluten Quatsch" bezeichnet.

Das LBBW-Papier hätte gar nicht an die Öffentlichkeit kommen sollen. "Die Studie war nur für bestimmte Kunden gedacht", sagte ein Landesbank-Sprecher der "Financial Times Deutschland".

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