Textilarbeiter H&M bricht Versprechen - keine fairen Löhne für alle

Bis 2018 wollte der Modekonzern H&M faire Löhne an alle zahlen, die an der Produktion beteiligt sind. Nach Informationen des SPIEGEL ist dabei nichts rausgekommen.
H&M-Filiale in Berlin (Archivfoto)

H&M-Filiale in Berlin (Archivfoto)

Foto: Bernd Von Jutrczenka/ picture alliance / dpa

Etwas mehr als vier Jahre ist es her, als der Modehändler H&M versprach, allen Beschäftigten in seiner Lieferkette bis 2018 einen fairen Lohn zu zahlen. Das kommende Jahr sollte für die 850.000 Textilarbeiter des Konzerns also ein gutes werden.

Doch das Projekt der existenzsichernden Löhne, die eben nicht nur das Überleben sichern, sondern ein Leben, in dem Kinder die Schule besuchen und Familien auch mal ein wenig Geld zur Seite legen können - dieses Projekt ist nach SPIEGEL-Informationen gescheitert. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

Bei H&M spricht man inzwischen nur noch von "Lohn-Management-Systemen", die man in den Zulieferfabriken verankern will. "Das heißt nicht, dass dort ein fairer Lohn bezahlt wird", sagt eine Unternehmenssprecherin - nur geredet wird darüber. Und selbst solche Gespräche konnten bis Ende 2016 erst in 291 der rund 750 Zulieferbetriebe verankert werden.

Das Scheitern schreibt die Kampagne für Saubere Kleidung vor allem dem Unwillen des Textilriesen zu. H&M, so ein Sprecher der NGO, habe "ohne Not den Rückzug angetreten". Vom Zwei-Milliarden-Dollar-Gewinn hätte H&M nur 1,9 Prozent gebraucht, um etwa den Lohn der Mitarbeiter in Kambodscha um 78 Dollar auf ein existenzsicherndes Niveau anzuheben, kritisiert die Kampagne.

Lasche Regeln

Anders als die Schweden haben viele Unternehmen der Bekleidungsbranche das Thema der Löhne bisher kaum an sich herangelassen. Sehr träge in dieser Frage wirkt etwa das deutsche Textilbündnis, eine 2014 etablierte Partnerschaft von 150 Unternehmen, Verbänden, NGOs und der Bundesregierung, zu dem Unternehmen wie Aldi, Kik und Hugo Boss zählen.

Das Bündnis soll für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche sorgen und gerechtere Löhne 2018 eigentlich zum Schwerpunktthema machen. Die laschen Regeln sehen allerdings lediglich vor, dass die Firmen an einer Maßnahme mitarbeiten müssen, die auf existenzsichernde Löhne abzielt. Dafür haben sie bis 2019 Zeit.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren