Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff könnte eher freikommen

Für den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ist Anfang November vielleicht schon Weihnachten: Ihm winkt die vorzeitige Haftentlassung.
Von Sören Jensen
Thomas Middelhoff

Thomas Middelhoff

Foto: Robert Freund

Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, 64, der 2014 vom Landgericht Essen wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, hat gute Chancen, Anfang November 2017 freizukommen. Eine vorzeitige Haftentlassung nach zwei Dritteln verbüßter Strafe sowie die jedes Jahr verkündete Weihnachtsamnestie in Nordrhein-Westfalen könnten das nach Informationen von manager-magazin.de möglich machen. Middelhoff ist derzeit Freigänger in der Strafvollzugsanstalt Bielefeld.

Am 24. November 2017 hätte der ehemaliger Topmanager zwei Jahre seiner Strafe verbüßt. In der Regel werden Gefangene, die wie er Ersttäter sind, sich während der Haftzeit nichts zuschulden kommen ließen und für die es eine gute Resozialisierungsprognose gibt, nach zwei Dritteln der Haft entlassen. Die Staatsanwaltschaft ist sogar verpflichtet, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Das hat die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Bielefeld in der vergangenen Woche auch getan, wie das Gericht manager-magazin.de bestätigte. Entscheiden wird über den Antrag die 18. Strafvollstreckungskammer.

Wenn das Gericht der vorzeitigen Entlassung zustimmt, könnte Middelhoff zusätzlich in den Genuss einer Weihnachtsamnestie kommen, die das Justizministerium in Nordrhein-Westfalen regelmäßig verkündet. Im Vorjahr waren alle Häftlinge, die sich keine Disziplinarverfahren eingehandelt haben und normalerweise zwischen dem 5. November und dem 6. Januar freigekommen wären, einige Wochen früher entlassen worden. Nach Angabe des Düsseldorfer Ministeriums wird es auch für 2017 eine Weihnachtsamnestie geben, allerdings sei bislang kein entsprechender Erlass ergangen, deshalb gebe es auch noch keine konkreten Daten.

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Middelhoff war am 14. November 2014 unmittelbar nach der Urteilsverkündung wegen angeblicher Fluchtgefahr noch im Essener Gerichtssaal verhaftet worden. Da die Strafkammer unterstellte, dass er Selbstmord begehen könnte, wurde in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Essen über mehrere Wochen lang nachts alle Viertelstunde das Licht eingeschaltet, und Middelhoff musste ein Lebenszeichen geben.

Im Gefängnis zog sich Middelhoff eine lebensgefährliche Autoimmunkrankheit zu. Der Ex-Manager musste sich am Herzen operieren lassen. Aufgrund seines bedrohlichen Gesundheitszustands war Middelhoff nach fünfeinhalb Monaten zunächst aus dem Gefängnis entlassen worden. Ein gutes Jahr lebte er in Freiheit und ließ sich medizinisch behandeln.

Am 13. Mai 2016, zwei Tage nach seinem 63. Geburtstag, trat er die Fortsetzung seiner Haft in der Vollzugsanstalt Bielefeld an. Tagsüber arbeitet er seitdem in der Behindertenbetreuung der Bodelschwingschen Stiftungen. Monatlich bekommt er zwei freie Tage, an denen er abends nicht ins Gefängnis zurückkehren muss. Den Hafturlaub verbringt er regelmäßig in Hamburg bei seiner neuen Lebensgefährtin.

Aktenzeichen 100 StVK 3164/17

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