Konzernaufspaltung "Damit wird eine Zerschlagung von Thyssenkrupp verhindert"

Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff
Foto: FRIEDEMANN VOGEL/EPA-EFE/REX/ShutterstockDer seit Jahren kriselnde Traditionskonzern Thyssenkrupp soll aufgespalten werden. Der Vorstand will den Mischkonzern neu sortieren und in zwei börsennotierte Gesellschaften teilen. Das Geschäft mit Aufzügen, Autoteilen, dem Kernanlagenbau und einem Umsatz von etwa 16 Milliarden Euro soll abgetrennt werden. In einer zweiten Gesellschaft verbleibt unter anderem der Werkstoffhandel und der Anteil am geplanten Stahl-Gemeinschaftsunternehmen.
"Wir schlagen jetzt eine Lösung vor, die nicht nur Wert für unsere Aktionäre schafft, sondern auch die Entwicklungsperspektiven unserer Geschäfte spürbar verbessert", sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff.
Der Aufsichtsrat muss am Sonntag noch über die Pläne beraten. Die Arbeitnehmer signalisierten bereits Zustimmung: Mit den Plänen sei ein Ausverkauf bei Thyssenkrupp vom Tisch, sagte IG Metall-Sekretär Markus Grolms.
Die Thyssenkrupp-Anteilseigner sollen nach den von Kerkhoff vorgestellten Plänen nach der Aufspaltung zwei Aktien halten: Eine der künftigen Thyssenkrupp Materials AG - der bisherigen Thyssenkrupp AG - und eine der neuen Thyssenkrupp Industrials. An der neuen Gesellschaft sollen die Aktionäre "zunächst eine deutliche Mehrheit" halten.
Kerkhoff: Eigenständige Unternehmen mit gemeinsamer DNA
Die neue Sparte mit etwa 90.000 Mitarbeitern erwirtschafte einen Umsatz von etwa 16 Milliarden Euro. Das verbleibende Geschäft des zweiten Unternehmens käme mit knapp 40.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von etwa 18 Milliarden Euro.
"Wir planen die Schaffung zweier eigenständiger Unternehmen mit gemeinsamer DNA und starken Wurzeln", sagte Kerkhoff. Beide Gesellschaften sollten auch in Zukunft den Namen "Thyssenkrupp" führen, durch die Aufspaltung schlagkräftiger und für die Investoren attraktiver werden.
An der Börse kamen die Pläne des Managements gut an. Zeitweise stiegen die Thyssenkrupp-Papiere um rund zehn Prozent auf 22,06 Euro und setzten sich damit an die Spitze im Leitindex Dax.
"Die Anleger spielen jetzt die Zerschlagung durch. Schließlich sitzen bei Thyssenkrupp viele aktivistische Aktionäre mit am Tisch, die das schon lange fordern", sagte ein Händler.
Zustimmung der Hauptversammlung steht noch aus
Die genaue Ausgestaltung der Teilung müsse Kerkhoff zufolge noch ausgearbeitet werden. Dies solle unter Einbeziehung der Mitarbeiter geschehen, wenn der Aufsichtsrat den Plänen zugestimmt habe. Die endgültige Entscheidung liegt dann bei den Aktionären - sie sollen in einer Hauptversammlung über die Spaltung abstimmen. Dies könne in zwölf bis 18 Monaten geschehen.
"Die Arbeitnehmervertreter stehen hinter den Plänen des Vorstands", sagte IG Metall-Sekretär Grolms. "Damit wird eine Zerschlagung von Thyssenkrupp verhindert", sagte der stellvertretende Chef des Aufsichtsrats, der seit dem Rücktritt von Ulrich Lehner das Kontrollgremium leitet.
Die Krupp-Stiftung, mit einem Anteil von etwa 21 Prozent größter Einzelaktionär bei dem Essener Konzern, sagte, sie werde sich "keiner Lösung verschließen, die eine gute Balance aus Sicherung von nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit und Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze gewährleistet". Auch Cevian stellte sich hinter die Pläne zur Aufspaltung. Der Finanzinvestor hält rund 18 Prozent der Anteile.
Geschäfte sollen profitabler werden
Thyssenkrupp steht unter dem Druck von Investoren wie den beiden Großaktionären Cevian und Elliott, die mehr Rendite fordern. Kerkhoff hatte bereits angekündigt, die Geschäfte profitabler aufzustellen. "Für uns alle gilt: Wir müssen in Zukunft deutlich mehr Geld verdienen als bisher", schrieb er in einem Mitarbeiterbrief.
Kerkhoff hatte wenige Wochen nach dem Rücktritt des früheren Konzernchefs Heinrich Hiesinger die Prognose für das am Sonntag endende Geschäftsjahr 2017/18 nach unten korrigieren müssen. Sorgenkind ist derzeit die Sparte Industrial Solutions mit dem Anlagenbau und der Marinesparte. Das Stahlgeschäft soll in ein Joint Venture mit Tata Steel abgestoßen werden, der bei Thyssenkrupp verbleibende Anteil von 50 Prozent soll im künftigen Materials-Konzern angesiedelt sein.
Kerkhoff äußerte sich nicht dazu, wann die offenen Führungsfragen geklärt sein werden. Der jetzige Vorstand sei bereit, die Pläne umzusetzen. "Wir haben alle Verträge." Der von einigen Investoren kritisch gesehene langjährige Finanzchef hatte bereits zuvor erkennen lassen, dass er an der Konzernspitze keine Übergangslösung sein will.