Nach Kritik an Unterbringung Tönnies will Wohnungen für Arbeiter bauen

Nachdem Tönnies wegen der Unterbringung seiner Fleischarbeiter massiv kritisiert wurde, reagiert nun die Unternehmensführung. Man wolle 70 Häuser mit bis zu 1500 Wohnungen errichten.
Tönnies-Geschäftsführer Daniel Nottbrock zeigt ein Studentenapartment in Lemgo als Muster für die Neubauten

Tönnies-Geschäftsführer Daniel Nottbrock zeigt ein Studentenapartment in Lemgo als Muster für die Neubauten

Foto: David Inderlied/ dpa

Nach heftiger Kritik an teils elenden Unterkünften für Arbeiter will Tönnies nachrüsten: Das Unternehmen plant eigenen Angaben zufolge, rund 70 Häuser mit bis zu 1500 Wohnungen zu bauen. Ziel sei es, Werkvertragsarbeitern, die künftig fest beim Unternehmen angestellt werden sollen, "günstige und gut ausgestattete Wohnungen nach einem festen Standard" bereitzustellen, kündigte Deutschlands größter Fleischkonzern an.

Tönnies hatte jüngst bekannt gegeben, insgesamt tausend Werkvertragsarbeiter fest einstellen zu wollen. Die betroffenen Arbeiter, die alle am Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück tätig sind, sollen bis zum 1. September einen Vertrag erhalten. Zuvor hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt, Werkverträge in der Branche per Gesetz verbieten zu wollen.

Studierendenwohnheime als Vorbild

Muster für die Neubauten an mehreren Standorten in der Region sollten Studierendenwohnheime in Lemgo sein, sagte Daniel Nottbrock, Geschäftsführer der Tönnies Holding. Es sollten "gut ausgestattete Wohneinheiten zu ortsüblichen, marktüblichen Mietpreisen" entstehen - etwa voll möblierte Singlewohnungen von 16 Quadratmetern für 300 Euro Warmmiete oder Apartments für Paare von 27 Quadratmetern für 400 bis 450 Euro warm - je nach Lage.

Es werde überall auch wöchentliche Reinigungen der Gemeinschaftsflächen und Hausverwaltungsdienste geben. Das Unternehmen hoffe, "in Kürze" die ersten Projekte umsetzen zu können.

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte jüngst über teilweise gravierende Mängel bei der Unterbringung von Beschäftigten der Fleischindustrie berichtet. Bis Ende Mai, noch vor dem Corona-Ausbruch bei Tönnies , waren bei Überprüfungen von rund 650 Unterkünften viele Beanstandungen wie Überbelegung, Einsturzgefahr, Ungezieferbefall und unzumutbare Sanitäreinrichtungen festgestellt worden.

hej/dpa
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