Trotz Rating-Drohung
Investoren leihen Deutschland Geld zu Mini-Zinsen
Die Schuldenmanager der Bundesregierung können aufatmen. Einen Tag, nachdem die Rating-Agentur Standard & Poor's Deutschland mit Herabstufung gedroht hat, konnte sich der Bund bei Investoren frisches Geld zu Mini-Zinsen besorgen. Er hätte sogar doppelt so viele Papiere verkaufen können.
Händler an der Frankfurter Börse: Optimismus vor dem Gipfel
Foto: Boris Roessler/ picture alliance / dpa
Frankfurt am Main - Bald könnte Deutschland sein Top-Rating verlieren - Investoren leihen der Regierung dennoch günstig Geld. Die Finanzagentur brachte am Mittwoch Anleihen mit fünf Jahren Laufzeit auf den Markt und sammelte dabei 4,09 Milliarden Euro ein. Die Zinsen sind mit 1,11 Prozent sehr niedrig und haben nur ganz leicht angezogen. Bei einer vorherigen Auktion lag der durchschnittliche Zinssatz noch bei einem Prozent.
Zugleich war das Interesse der Investoren aber deutlich höher als bei der jüngsten vergleichbaren Auktion Anfang November. Die Finanzagentur hätte aktuell doppelt so viele Papiere verkaufen können. Die vorangegangene Auktion war nur 1,5-fach überzeichnet.
"Das Ergebnis ist als sehr gut einzustufen", sagte ein Sprecher der Finanzagentur. Investoren suchten und vertrauten weiter auf die Qualität der Papiere. Auch Analysten zeigten sich erleichtert. "Es ist erfreulich, dass vor dem Hintergrund der Standard & Poor's-Warnung kein generelles Misstrauen gegenüber Bundesanleihen zu beobachten ist", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf.
Insgesamt wird der Bund in diesem Jahr am Kapitalmarkt rund 283 Milliarden Euro einsammeln. Das Geld wird benötigt, um alte Schulden zu tilgen, Zinsen zu zahlen und das Haushaltsdefizit zu decken.
Dax leicht im Plus
Die jüngste Auktion war mit großer Spannung erwartet worden. Zum einen galt sie als erster Stimmungstest auf dem Kapitalmarkt, nachdem S&P Deutschland und anderen Euro-Ländern gedroht hat, die Bestnote AAA zu entziehen. Zudem war vor zwei Wochen ein Anleihen-Verkauf des Bundes gefloppt. Bei einer Auktion zehnjähriger Bundesanleihen hatte die Finanzagentur Ende November statt der geplanten sechs weniger als vier Milliarden Euro eingenommen. Zur Begründung verwies die Agentur damals auf Unruhe an den Märkten.
Aktuell aber sind Anleger eher optimistisch. Sie setzen auf wegweisende Entscheidungen beim Euro-Gipfel am Donnerstag und Freitag. Der Dax
stand am Mittwochmittag bei 6075 Punkten und lag damit 0,77 Prozent im Plus. "Nach den Ankündigungen und den Analysteneinschätzungen zum kommenden EU-Gipfel am Freitag schöpfen einige Investoren neue Hoffnung, dass die politische Ebene eine für den Markt annehmbare Lösung finden wird", sagte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade.
Auch auf Anleihen kriselnder Euro-Länder schlug sich die positive Stimmung von Investoren nieder. So sanken die Renditen für italienische, spanische und belgische Papiere wieder.