Tschechien Foxconn soll Arbeiter auch in Europa ausgebeutet haben

Extremer Leistungsdruck, Niedriglöhne, zwölf Stunden lange Schichten: Nicht nur in Asien, auch in Tschechien soll der Elektronikhersteller Foxconn Arbeiter ausgebeutet haben. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe.
Foxconn im tschechischen Pardubice: Zwölf-Stunden-Schichten für 500 Euro

Foxconn im tschechischen Pardubice: Zwölf-Stunden-Schichten für 500 Euro

Foto: Google Street View

Prag - Der Elektronikhersteller Foxconn gerät erneut in die Kritik. Gastarbeiter aus Vietnam, Bulgarien und der Mongolei sollen bei dem Auftragsfertiger im böhmischen Pardubice unter extremem Leistungsdruck, zu Niedriglöhnen und in zwölf Stunden langen Schichten praktisch ohne Pausen arbeiten. Dies berichtete die deutsche Computerzeitschrift "c't". 

Rechtsexperte Vit Samek vom nationalen Gewerkschaftsdachverband bestätigte dem tschechischen Radio Praha , dass diese Arbeitsbedingungen "leider in den vergangenen Jahren traurige Praxis" geworden seien. Die Möglichkeit von Überstunden werde maximal ausgenutzt, sagte Samek dem staatlichen Rundfunksender.

Die Recherchen der "c't"-Reporter wurden auch vom Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer, Jan Wiesner, bestätigt. "Es sind Zwölf-Stunden-Schichten am Fließband, was zahlreiche Probleme und eine hohe Arbeitsauslastung mit sich bringt", sagte er zu Radio Praha .

Die Computerzeitung hatte in dem Beitrag "Shenzhen an der Elbe"  berichtet, dass die Frauen und Männer unter extremem Leistungsdruck arbeiten müssten und hierfür nur 500 Euro pro Monat bekämen. Zudem müssten sie sich einem strengen Arbeitsregime unterwerfen, "stumme Disziplin, extreme Flexibilität und ständige Produktionssteigerungen" hinnehmen, so die Zeitschrift   unter Berufung auf den Betriebsratsvorsitzenden Tomas Formanek und mehrere Arbeiter.

Laut "c't" arbeitet Foxconn mit Subunternehmen zusammen, die offenbar ganze Montagelinien im Werk mieten und dort für den Elektronikkonzern produzieren. Die Subunternehmer würden auch die Arbeiter stellen und anleiten, so die Zeitschrift. 

Ein Vertreter der tschechischen Foxconn-Niederlassung wies die Vorwürfe zurück. Alle arbeitsrechtlichen Vorschriften Tschechiens und der Europäischen Union würden eingehalten, sagte Sprecher Petr Solil laut Nachrichtenagentur dpa. Etwa alle zwei Stunden hätten die Arbeiter Anspruch auf eine Pause von fünf bis zehn Minuten.

Foxconn produziert Geräte für zahlreiche führende Marken und ist international vor allem als Hersteller von Apple-Geräten bekannt. Die Arbeitsbedingungen in chinesischen Werken des Unternehmens standen immer wieder in der Kritik, weil sich dort Arbeiter umgebracht hatten. Apple hat für die Produktion seiner neuen Billig-Smartphones nun einen Foxconn-Konkurrenten beauftragt.

lei/dpa
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