Weltgrößter Chiphersteller TSMC-Pläne für Fabrik in Dresden werden konkreter

TSMC-Wafer: Hohe Nachfrage
Foto: TYRONE SIU / REUTERSDer weltgrößte Chiphersteller TSMC verhandelt mit wichtigen Zulieferern über die Errichtung seines ersten europäischen Werks in Dresden, um von der boomenden Nachfrage der Automobilindustrie in der Region zu profitieren. Wie die britische »Financial Times« berichtet, soll Anfang nächsten Jahres eine Delegation nach Deutschland reisen, um mit Vertretern der Landesregierung über staatliche Fördergelder zu sprechen. Eine zweite Frage lautet, wie groß die Fabrik angelegt werden müsste, um den Bedarf zu decken.
Es wäre bereits die zweite Reise von TSMC-Fachleuten innerhalb von sechs Monaten. Mit der Sache vertraute Personen sind deshalb überzeugt, dass die Entscheidung schon kurz nach der Reise fallen wird. Mit dem Bau könnte dann 2024 begonnen werden. Letztes Jahr wurde TSMC von Kunden gebeten, den Bau eines Werks in Europa in Erwägung zu ziehen, hatte aber nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eine erste Prüfung abbrechen müssen.
Die wachsende Nachfrage der europäischen Automobilhersteller nach Chips aus lokaler Produktion habe TSMC jedoch dazu veranlasst, die Idee wieder aufzugreifen, zitiert die »FT« ihre Gesprächspartner. Eine Entscheidung für den Bau des Werks wäre ein wichtiger Schritt für die EU, ihre Abhängigkeit von Halbleiterimporten aus Asien zu verringern, die dringend für die Herstellung von Smartphones und Autos benötigt werden. Brüssel hat in diesem Jahr Subventionen in Höhe von 43 Milliarden Euro bewilligt, um Chiphersteller nach Europa zu locken. Die Gespräche von TSMC mit verschiedenen Material- und Ausrüstungslieferanten konzentrieren sich darauf, ob diese auch die für die Unterstützung des Werks erforderlichen Investitionen tätigen können.
Steigende Energiekosten und eine höhere Inflation haben den US-Chipkonzern Intel bereits dazu veranlasst, die deutsche Regierung um mehr Unterstützung für sein geplantes 17-Milliarden-Euro-Werk in Magdeburg zu bitten. Intel ist nach wie vor entschlossen, in Europa zu investieren, aber das Werk in Magdeburg müsse wettbewerbsfähig sein, hieß es.
Sollte TSMC den Bau eines Werks in Dresden vorantreiben, würde es sich auf 22-Nanometer- und 28-Nanometer-Chiptechnologien konzentrieren. Fraglich ist noch, ob hausintern genügend Fachleute für das Projekt zur Verfügung stehen. Der Chiphersteller hat nach eigenen Angaben bereits mehrere Hundert Ingenieure zur Entwicklung der neuen Werke in den USA entsendet, und 500 bis 600 weitere Ingenieure für den Aufbau der Fabrik in Japan. Auf Europa, den Nahen Osten und Afrika entfallen rund sechs Prozent der TSMC-Produktion.